November 2008
Der Start nach Gibraltar hat sich verzögert, da der Wind für längere Zeit nicht passte. Wir haben zwar am 28.10. einen ersten Versuch des Weiterkommens unternommen, wurden aber dann von 40kn Wind und Welle von gegenan wieder zurückgeschickt. Die Prognose lautete 4-5 Bft aus NW, war jedoch anders. Na ja, so haben wir die Zeit genützt uns ein wenig mit einem Leihauto die Landschaft anzusehen. Dabei stießen wir auch auf die berühmten Höhlenwohnungen in Guadix, die bis zum heutigen Tag genutzten, in Lehmhügeln hineingeschlagenen Wohnungen, haben eine ganzjährige Innentemperatur von ca. 18-20 Grad C und sind mit allen heutigen Standardeinrichtungen versehen. Interessant! Die Wildwestlandschaft in der Nähe von Almeria hat bereits mehrere Filmgesellschaften dazu veranlasst, dort ihre Filme zu drehen. Die zurückgelassenen Filmkulissen können besichtigt werden und wir haben dort auch für uns beide sowie eine englische Familie eine Privatvorführung einer kleinen Westernshow erhalten. Wir sind dann noch ein bisschen in die Berge raufgefahren, soweit bis uns der Schnee gestoppt hat. Von zu Hause hatten wir erfahren, dass noch kein Schnee gefallen war, hier in Südspanien kann man ihn finden!
Beim zweiten Anlauf Richtung Ceuta (gegenüber von Gibraltar), hat es dann nach einem weiteren Zwischenstopp - aufgrund wiederum widriger Windverhältnisse - in der Marina Almerimar geklappt. Nicht unterschätzen sollte man auch den Gegenstrom, der einem gehörig zurückversetzt, wenn man die Straße von Gibraltar ansteuert. Ceuta wurde uns mittlerweile von einigen Seiten als der bessere Hafen empfohlen, zum einen wegen der Preise (Diesel und Liegeplatz) zum anderen wegen der Sicherheit bei Starkwind. Vor ca. einen Monat wurde eine der drei Marinas in Gibraltar vom Sturm so stark beschädigt, dass diese derzeit geschlossen ist. Betroffene haben uns berichtet, dass auch die Schäden an den Schiffen nicht unerheblich seien.
Ceuta ist eine spanische Enklave in Afrika und so konnten wir uns auch das Einklarieren ersparen. Die Stadt selber hat herrliche Prachtbauten und lädt zum Flanieren ein. Wir haben dort auch herrlich gespeist. Der marokkanische Einfluss ist jedoch überall, sehr positiv bemerkbar.
Am 11.11.2008 sind wir von Ceuta aufgebrochen, um die Straße von Gibraltar zu durchfahren. Dies ist uns zunächst rasant gelungen, Wind und Strom waren für uns, erst beim Verlassen der Straße von Gibraltar hat uns auch der Wind verlassen und so hat uns der Atlantik mit einer Flaute empfangen. Während der ganzen Durchfahrt hatten wir fast ununterbrochen Delfinsichtungen sowie auch kleinere Wale, die uns aufgefallen sind. Wir hatten in weiterer Folge ab ca. Mitte der ersten Nacht guten achterlichen Segelwind mit einer Stärke von anfangs 15 kn, dieser steigerte sich dann in einer der Nächte auf 30 bis 35, ging später dann wieder auf 20 bis 25 zurück. Die achterlich anrollenden Wellen haben uns jedoch permanent von links nach rechts geworfen. Dies wäre ja weiters nicht so schlimm, ist jedoch beim Kochen, Servieren (eines der Frühstücke landete jedenfalls am Schiffsboden), Schlafen, Klogehen, Zusammenräumen etc. doch etwas mühsam. Wir sind jedenfalls flott weitergekommen und konnten genau zum Sonnenuntergang des 15.11.2008 auf der Mole in Caleta del Sebu auf La Graciosa im Norden von Lanzarote festmachen.
Die Insel La Graciosa ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Es gibt hier nur zwei Ortschaften, eine kleine und eine winzige. Die kleine Ortschaft, in der auch der Hafen liegt, ist auf den Tagestourismus, der durch drei Glass-Bottom-Boote, die als Fähren von Lanzarote nach hierhier fungieren, aufgebaut. Die touristische Infrastruktur ist daher gut ausgebaut, jedoch nicht aufdringlich. Wenn die Touris dann wieder abhauen, ist es herrlich ruhig und es treffen sich in den diversen Bars und Lokalen nur noch die Yachtis sowie die Einheimischen (die man bald alle kennt). Sehenswert in Caleta del Sebu ist die kleine Kirche, die mit allen nur erdenklichem maritimen Beiwerk ausgestattet ist: Fischernetze, das Pult als Ruderrad, Kerzenständer als aufgerichtete Holzfische, der Altar als Boot.
Einzig etwas als störend haben wir empfunden, dass hier fast durchwegs Tag und Nacht stärkerer Wind weht, durch die Kanalwirkung zwischen Lanzarote und La Graciosa.
Da wir nach dem dritten Tag unserer Ankunft hier schon alle Lokale, Geschäfte und auch Straßen, die hier übrigens nur als Sandpisten ausgeführt sind, kannten, haben wir uns zwei Fahrräder ausgeliehen, um die Vis-à-vis-Seite der Insel zu erradeln sowie die zweite winzige Ortschaft. Bei dieser Tour sind wir in einer richtigen Sandwüste gelandet, dann wiederum in einer Mondlandschaft voll mit Lavasteinen sowie einer Atlantikküste, wo die Gischt meterhoch geschleudert wurde und das Meer sich von hellblau bis ins dunkelblau gehend präsentierte. Die 2. Ortschaft, die wir uns auch noch ansahen, ist die eigentlich ursprüngliche Besiedelung dieser Insel. Dort wurde nämlich eine Fischfabrik gebaut und einige Arbeiter der Fabrik angesiedelt. Die Fabrik ist nunmehr geschlossen. Die Siedlung gibt es noch, allerdings besteht sie lediglich aus einigen, bildhübsch gestalteten Häusern und auch herrlich angelegten Gärten. Es war ein wunderschöner Ausflug.
Es wird langsam Zeit, dass wir wieder wegfahren, wie bereits oben erwähnt gibt es hier nicht mehr viel zu entdecken. Als nächstes wollen wir nach Teneriffa. Für Interessierte wäre noch nachzutragen, dass die Marina von La Graciosa am Steg keinen Strom und auch kein Wasser anbietet. Man kann aber in der Nähe des Hebekrans auf Anfrage Wasser bunkern. Die Liegeplatzkosten für unser Schiff betrugen pro Nacht € 9,00.
Am 22.11.2008 sind wir um 08.15 Uhr von La Graciosa aufgebrochen nach Teneriffa. Wir sind nach einer sehr flotten Fahrt um 09.00 Uhr in der Bucht San Andres angekommen, sind dann aber weiter in die Marina Atlantico gefahren. Etmal Überfahrt: 145sm. Die Überfahrt war für mich insofern sehr unangenehm, da wir das erste Mal stockdunkle Nacht hatten, kein Mondschein, teilweise stark wolkig. Gefühlsmäßig bin ich ständig im Kreis gefahren, der Kompass hat aber Gott sei Dank etwas anderes angezeigt. Der erste Eindruck ist, dass diese Insel im Vergleich zu den vorher besuchten La Graciosa und Lanzarote wesentlich grüner ist. Bei der Ankunft war es sehr warm und wir hatten Sonnenschein, heute regnet es leicht.