Mai 2010

 

Die Abfahrt nach Valdivia verzögerte sich um einen Tag, da diesmal die Behörden, wo wir uns abmelden mussten, besonders gründlich vorgingen und darauf bestanden, auch unser Schiff zu inspizieren. Ihr Besuch ließ jedoch lange auf sich warten. Schließlich erhielten wir die Zarpe (Fahr­genehmigung der Marine) und fuhren gleich los. Die Zeit wurde für diesen Tag bereits knapp, da wir zum Passieren der Meeresenge zwischen dem Festland und der Insel Chiloé, dem Kanal Chacao, auf ablaufendes Wasser warten müssten. An dieser Stelle kann es bei ungünstigen Bedin­gungen (d.h. Wind steht gegen Strom, der 8 kn erreichen kann) 6 bis 8m Welle geben. Wind und Welle waren jedoch für uns und mit deren Hilfe erreich­ten wir eine Spitzenge­schwindigkeit von beinahe 12kn. Das grenzt für uns bereits an Raserei!

 

Nach einer Nachtfahrt kamen wir dann in VALDIVIA, in der Marina Alwoplast an, wo man uns freundlich Willkommen hieß. Als einziges Segelboot am Steg, liegen wir hier sehr ruhig und sicher. Gleich hinter der Marina und deren Werftbetrieb beginnt der für Valdivia typische Regenwald.

 

Nachdem wir nun einige Zeit in dieser Region verbrachten, ist uns auch ganz klar, wieso es hier diesen dichten Regenwald gibt: es regnet sehr viel. Aufgrund der hiesigen Jahreszeit ist es zudem ziemlich kalt. Demnach für uns die beste Zeit, um in den Norden zu einem weiteren Landausflug aufzubrechen.

 

Unser Plan war es, so schnell wie möglich nach Machu Picchu zu kommen und uns dann in lang­samen Schritten südwärts zu arbeiten bis wir wieder in Valdivia wären.

 

Wir fuhren daher ohne längeren Zwischenaufenthalt bis TACNA (30h Busfahrt), im südlichen Peru. Dort sahen wir erstmals Frauen in der landesüblichen Bekleidung mit bunten Röcken, gebauscht durch viele Unter­röcke, einer Spitzenbluse sowie dem typischen Hut, der aussieht wie der Hut aus der Fernsehserie 'Mit Schirm, Charme und Melone'.

 

Kennzeichnend hier für diese Stadt – und im weiteren in vielen peruanischen Städten - ist, dass es fast keinen privaten Autoverkehr gibt, ausschließlich Taxis und Mototaxis, zweispurige Mopeds. Schnell ge­wöhnt man sich daran, dass einem jedes freie Taxi anhupt, in der Annahme, dass man gerade ein solches sucht. Dies führt dazu, dass in der Stadt ein ständiges Gehupe zu hören ist.

 

Nachdem wir uns von der anstrengende Anreise erholt hatten, ging es weiter Richtung Norden. Wir hatten, wie so oft, Sitzplätze in erster Reihe über dem Chauffeur, um den Panoramablick zu ge­nießen. In der Nacht wurde es jedoch empfindlich kalt. Es gab keine Heizung in dem Bus. Erst da bemerkten wir, dass unsere einheimischen Mitreisenden alle eine Decke in ihrem Reisege­päck hatten. Wir haben uns zunächst mit unseren Winterjacken beholfen. Als jedoch an der Innen­seite des Panoramafensters sich eine 1mm starke Eisschicht bildete, hieß das Motto nur noch 'durchhal­ten'.

 

Endlich wurde es Tag und wir kamen an den Titicacasee, wo gerade die Sonne aufging. Ein wunder­schöner Anblick, der einem wieder so manches vergessen ließ. Der See liegt in einer Höhe von knapp 3.800m. Die Landschaft rundherum ist sehr karg. Es wachsen nur einige sehr widerstandsfä­hige Gräser. Es gibt hier weitläufige Gehöfte, die Schafe und Rinder züchten.

 

Cusco haben wir zunächst links liegen gelassen, da wir es erst auf der Rückreise besichtigen woll­ten und sind gleich weiter nach OLLANTAYTAMBO.

 

Am nächsten Tag, frisch ausgeruht, besichtigten wir zunächst die große Inkaanlage im Ort und erhielten gleich einmal einen wunderbaren Einblick in die grandiose Bauweise der Inkas. Will man die Anlagen näher betrachten, so ist dies mit viel Schweiss verbunden, bis man die steilen Hänge, in denen die Bauten errichtet wurden, erklommen hat. Auf diese Weise haben auch wir Segler im Laufe unserer Reise einige Kondition aufbauen können. Die Mühe lohnt aber auf jeden Fall, abge­sehen von den herrlichen Blicken von 'dort oben', bekommt man eine kleine Vorstellung von der Mühsal und dem Leben der Erbauer dieser großartigen Anlagen. Im Ort selber gibt es noch viele enge Gässchen und Gebäude, die noch aus der Inkazeit stammen und auch heute noch bewohnt sind.

 

Am 19.05. war es dann soweit, dass wir nach Machu Picchu aufbrachen. Die Tour begann um

5.00 Uhr in der Früh. Zunächst wurden wir von Ollantaytambo mit dem Bus ca. ½ Stunde zum Zug gebracht. Normalerweise fährt der Zug direkt von hier ab, aber einige Monate zuvor hatte ein starker Regen die Gleise ausgeschwemmt und teilweise verschüttet. Die Aufräumungsarbeiten waren bis zu unserem Aufenthalt noch nicht vollständig abgeschlossen.

 

Die anschließende Zugfahrt war jedoch grandios: Es gab durch die schöne Berg,- und Waldland­schaft eine wunderbare Aussicht und so erreichten wir schnell unser Ziel, Aguas Caliente, am Fuße von MACHU PICCHU. Ein weiterer Bus brachte uns dann über eine schmale Staubstraße, die in 12 Kehren steil bergauf führt, hinauf zu den Ruinen.

 

Oben angekommen, muss man zunächst die Luft anhalten. Der Anblick ist einfach grandios und nicht zu beschreiben. Auch die Fotos, die man ja bereits vorher gesehen hat, können nicht den wirk­lichen Eindruck übermitteln, der einem hier erwartet. Es ist nicht alleine die Inkaanlage, die einen hier so tief beeindruckt, auch die umgebende Landschaft, die Berge, die Farben von hellgrün bis dunkelgrün, die vielen Blumen, die grasenden Alpakas, Vögel etc. führen dazu, dass man den Ort so intensiv in sich aufnimmt.

 

Nach dem ersten 'Luftholen', haben wir das sogenannte Wächterhaus aufgesucht, von dem aus man einen Rundumblick auf die gesamte Anlage und das Tal hat. Von dort führte uns ein schmaler in den steilen Felshang geschlagener Weg zur 'Inkabrücke'.

 

Als nächstes sind wir – nachdem wir ja schon in Ollantaytambo etwas für unsere Kondition getan hatten – zum 'Intipunku' aufgestiegen. Da es mittlerweile Mittag war und entsprechend die Sonne auf uns nie­derbrannte, ganz schön mühsam. Aber der Blick entschädigte wieder einmal für alles. Wir haben hier etliche Zeit damit verbracht, nochmals die grandiose Land­schaft und Anlage, die nun direkt unter uns lag, auf uns wirken zu las­sen und in uns zu verewi­gen.

 

Als es schließlich doch auch für uns Zeit wurde, wieder hinunter zu wandern, merkten wir, dass auf einmal dicke Wolken aufzogen. Dies war jedoch kein Problem und so konnten wir auch die eigent­liche Anlage von Macchu Picchu mit den verschiedenen Tempeln, Palästen, Wohnhäusern, Lager­hallen sowie die Brunnenanlage in Ruhe bestaunen.

 

Zurück in Ollantaytambo wollten wir das für den nächsten Tag angesetzte große Folklorefest, das sich über eine Woche mit Tänzen und Umzügen hinzieht, nicht versäumen.Vor dem Fest hatten wir noch Zeit genug, uns die in der Nähe gelegene Salinera, eine Anlage zur Salzgewinnung, anzuse­hen. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass wir auch diesmal zu Fuß zur Salinera gewan­dert sind und nicht mit einem der vielen Taxis und Touristenbusse. Diese Art der Salzgewinnung ist angeblich einmalig in der Welt. Die salzhaltige Quelle schwemmt das Salz in die ca. 4000 Salzpfan­nen, die terrassenförmig angelegt sind und von ca. 400 Familien betreut werden. Das gewonnene Salz wird in einem Kollektiv verkauft. In gleicher Weise bauten hier bereits die Inkas Salz ab. Am obersten Punkt der Anlage hat man wiederum einen wunderbaren Blick über die Salzpfannen und ins Tal.

 

Am Abend erlebten wir dann eine große Prozession verschiedener Gruppen, die in unglaublich far­benprächtigen und über und über mit Pailletten sowie Goldfäden bestickten Kostümen ihre nicht enden wollenden Darbietungen brachten. Nachdem wir gegen 2.00 Uhr früh ins Bett sind, hörten wir bis zum Morgen noch die Musik der Feiernden.

 

Hier in Ollantaytambo war es tagsüber sehr warm, des nachts jedoch sehr kalt und so erhofften wir uns von unserem nächsten Aufenthaltsort, der Dschungelstadt Quillabamba, unter anderem ange­nehmere Temperaturen. Die Abreise verzögerte sich jedoch um einen Tag, da die Busse aufgrund der Feierlichkeiten und Umzüge in allen Ortschaften kein Weiterkommen hatten.

 

So kam es, dass wir an diesem Nachmittag zur örtlichen Arena pilgerten, wo ein Stierkampf stattfin­den sollte. Die Vorstellung war eindrucksvoll und für den einen oder anderen Torero mit Sicherheit auch schmerzhaft, aber es ist dabei auf beiden Seiten kein Blut geflossen. Aufgelockert war das Ganze durch einen Clown, der seine Sache sehr gut gemacht hat.

 

Am 24.05. gelang uns dann doch die Abreise aus Ollantaytambo, wo wir uns sehr wohl fühlten und vieles erlebten. Die Fahrt ging in einem übervollen Bus über eine spektakuläre Strecke über den atemberaubenden Pass Abra de Malaga (ca. 4300m). Über steil abfallende Serpentinen gelangt man wieder ins Tal, wo es durch Cocapflanzungen, Bananen,- und Kaffeeplantagen ging. Angeblich eines der besten Kaffee.- und Teeanbaugebiete Perus. Die Straße wurde immer schmaler und die entgegenkommenden Lkws und Busse immer größer.

 

Am Nachmittag kamen wir bei wunderbar angenehmen Temperaturen in QUILLABAMBA, der Dschungelstadt an. In der Stadt trafen wir Helmut aus der BRD, dem wir bereits mehrfach über den Weg liefen und beschlossen, am nächsten Tag gemeinsam ein Taxi zu nehmen, um in den letzten Rückzugsposten der Inkas vorzudringen, der in Vilcabamba in den Bergen liegt.

 

Nach längerer und intensiver Diskussion mit den Taxlern über den Fahrpreis einigten wir uns schließlich und konnten endlich los. Die Fahrt ging wiederum über eine sehr holprige Straße durch Bananenhaine und Kaffeeplantagen, an hohen Wasserfällen vorbei und immer wieder sahen wir kleine Dörfer sowie viele Cocafelder. Die Vegetation änderte sich jedoch abrupt als wir eine gewisse Höhe erreicht hatten. Es begann zu nieseln und es wurde immer kühler. Die letzten Meter zu den Ruinen ging es dann nur noch zu Fuß. Ein Marsch von ca. 2,5 Stunden. Die Anlage diente einem von den Spaniern besiegten Inkafürsten als Versteck im Dschungel und geriet über die Jahrhunderte in Vergessenheit. Sie wurde erst im Jahr 1960 wiederum entdeckt. Heute ist sie als Touristenattraktion sauber gepflegt und man hat ausnahmsweise freien Ein­tritt.

 

Nachdem wir die inkaische Architektur wiederum ausgiebig bewundert hatten, überredeten wir unseren Fahrer (mit einigen Geldscheinen), uns in das noch höher gelegene Dorf Vilcabamba zu fahren, wo auf einer Höhe von knapp 4000m einige Familien leben. Die Kirche des Ortes hat eine wunderschön geschnitzte Holztüre. Die Menschen sind sehr freundlich.

 

Auf der Rückfahrt über die miserable Straße, erleiden wir einen Schaden am Fahrzeug. Die Blattfe­der der Hinterachse ist gebrochen. Entgegen seiner Behauptung dürfte der Fahrer jedoch bereits diesbezüglich Erfahrung haben und konnte behelfsmäßige mit einer Schnur rasch eine Reparatur durchführen und es geht wieder zurück nach Quillabamba.

 

Am 27.05. erreichen wir nach einer wunderschönen, teilweise abenteuerlichen Busfahrt CUSCO, d i e Inkastadt. Sie hat eine wunderschöne Altstadt mit eindrucksvollen Kirchen und Palästen. Diese wurden allesamt von den spanischen Eroberern auf ursprünglichen Inkapalästen gebaut. Sie trugen dabei die behauenen Steine der Inkas ab und verwendeten diese für ihre eigenen Bauten. Die Kirchen sind über und über mit Gold.- und Silberschmuck verziert und eine wahre Pracht fürs Auge. Dies im krassen Gegensatz zu den vielen sehr ärmlich lebenden Bewohnern der Stadt.

 

Wir haben jedoch auch noch erhaltene Inkabauten gesehen sowie ein interessantes und gut präsen­tiertes Inkamuseum besichtigt. Erwähnenswert wäre noch die holzgeschnitzte Kanzel in der Kirche San Blas. Laut unserem Reiseführer eine der feinsten Holzschnitzarbeiten ganz Amerikas. Auch wir können uns vorstellen, dass dies zutrifft.

 

Inka satt, machten wir uns am 30. Mai in einem Touristenbus mit Führer auf den Weg nach Puno. Auf dem Weg dorthin hatten wir einige Zwischenstopps, so zB in Andahuaylillas, wo die vielleicht prachtvollste Kirche steht, in der man Tonnen von Blattgold verarbeitet hat.

 

Auch die Ruinen von Raqchi waren einen Besuch wert. Hier wurde ausnahmsweise eine riesige Tempelanlage der Inkas von den Spaniern nicht geschliffen, wie das sonst so üblich war. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Spanier den Tempel nicht als solchen erkannt haben. Aufgrund sei­ner Gestaltung wurde er von ihnen als eine Lagerhalle angesehen. Dies geht aus den spanischen Aufzeichnungen hervor. Zudem haben die Eroberer an diesem Ort keine Einwohner mehr angetrof­fen. Diese waren bereits vor deren Eintreffen verschwunden.

 

Unsere Fahrt endete abends in PUNO am Titicacasee, an. Die Luft ist hier auf fast 3850 m Höhe wieder sehr dünn und man muss es lansam angehen. Wo gibt es hier Cocatee?