April 2014
Nachdem wir Ende März Guam verlassen haben, erwartete uns eine ca. 1300sm lange Reise nach Japan, die eine der angenehmsten Überfahrten werden sollte: Viel Sonnenschein, angenehme Temperaturen, keine Squalls mehr, herrliche Fische am Haken, zumeist Leichtwinde mit kaum Welle.
Wir sahen immer wieder Containerschiffe und große Fischerboote, also war regelmäßiger Ausguck notwendig. Zum Schluss der Reise, erwischte uns dann doch noch ein Tief mit seinen Ausläufern, wo wir für ca. 24 Stunden unruhige See, starken Wind und Nieselregen hatten. Der zum Wind gegenlaufende Strom tat sein Übriges, um die See aufzupeitschen. Trotzdem bleibe ich bei meiner vorherigen Aussage, dass die insgesamt fast 3 Wochen dauernde Überfahrt eine der schönsten und angenehmsten Überfahrten unserer bisherigen Reise war.
Am 15. April haben wir Land in Sicht: Japan. Unser Ziel war damit aber noch nicht erreicht, da wir nach Nagasaki (ja richtig, wo im 2. Weltkrieg die 2. Atombombe gezündet wurde) wollten. In diesem Küstenabschnitt waren permanent Fähr.- und Transportschiffe unterwegs. Unser AIS-Gerät, das alle größeren Schiffe in einem gewissen Radius um uns herum erfasst und am Bildschirm anzeigt, meldete zeitweise 50 Objekte. Anfangs machte uns das ein wenig nervös, aber wir hatten bald heraus, dass wir nur unseren Kurs zu halten hatten, dann wichen die 'Großen' brav aus. Tagsüber kamen dann noch viele, viele kleinere Fischerboote hinzu. Also es tut sich einiges am Meer rund um Japan.
Wie bereits bei der Überfahrt von Mikronesien bis Guam hatten wir teilweise Strom mit und teilweise gegen uns. Schließlich erreichten wir am 17. April, einem windstillen, diesigen Tag Nagasaki.
Vor der Einfahrt zu Nagasaki kamen wir bereits an einer der Sehenswürdigkeiten vorbei, und zwar einer kleinen Insel, die mit einem riesigen Klotz von Gebäude verbaut ist. Wir dachten zunächst, dass dies nur ein Gefängnis aus alter Zeit sein könnte. Später wurden wir dahingehend aufgeklärt, dass es sich bei der Insel um ein Bergwerk handelte, wobei die Stollen teilweise tief unter dem Meeresspiegel lagen. In dem Gebäudekomplex waren unter anderem die Bergarbeiter mit ihren Familien untergebracht. Heut zu Tage tummeln sich höchstens noch Touristen auf dieser Insel.
Nagasaki liegt malerisch eingebettet zwischen zahlreichen Hügeln und ist von viel Grün umgeben.
Gleich bei der Ankunft in der Marina mit dem klingenden Namen 'Nagasaki Dejima Wharf Marina' wurden wir von einem der beiden Angestellten erwartet. Irie-San half uns beim Anlegen und noch bevor wir uns richtig bekannt machen konnten, war bereits der Beamte, der für die Quarantäne zuständig war, gekommen und fertigte uns schnell und professionell ab. Wenn gleich er wenig englisch sprach, waren die Formulare flott ausgefüllt.
Kaum war der Quarantäne-man gegangen, wurden wir von den anderen Offiziellen überfallen: 2 Mann/Frau hoch vom Zoll, 2 Polizisten, 2 von der Küstenwache und schließlich 2 von der Einwanderungsbehörde. Es wurde eng auf der Delphin. Für uns erstaunlich, dass kaum jemand von den Herrschaften englisch sprach. Einige versuchten es mit Übersetzungscomputer, andere mit Zeigen und Deuten. Schließlich wurden alle Fragen beantwortet und die Beamten haben in ihrer wunderschönen japanischen Schrift die Formulare ausgefüllt. Was sie jedoch geschrieben haben, wird uns für immer verborgen bleiben. Sie waren jedoch mit uns zufrieden und hießen uns herzlich willkommen.
Wir waren das einzige ausländische Schiff in der kleinen City Marina in Nagasaki und auch die einzigen, die an Bord lebten. Wir wurden gleich von einem anderen einheimischen Segler auf dessen Schiff (bzw. das Segelschiff seines Bruders) eingeladen. Die Frage, ob uns Champagner zum Anfang Recht sei, habe ich natürlich sofort mit Ja beantwortet. Auch die Speisen waren exzellent und versuchte man mir - mit wenig Erfolg - das Geheimnis des Gebrauchs von Essensstäbchen beizubringen. Schließlich hat sich einer der Anwesenden erbarmt und mir eine Gabel gebracht.
Tanaka-San, der zweite Mitarbeiter in der Marina hat sich unser auch besonders angenommen und uns in seinem Auto ein wenig herum gefahren und einiges gezeigt sowie uns mit interessanten Menschen bekannt gemacht.
Unser erster Eindruck von Japan war durchwegs positiv. Wir schätzten sehr die Sauberkeit, die ruhige und überaus freundliche Art der Japaner, ihre außerordentliche Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, ihre Hilfsbereitschaft und die Freude am Machen von kleinen Geschenken, ihre Einladungen und ihre fröhliche Art.
Beim Spaziergang durch die Stadt amüsierten wir uns köstlich beim Beobachten junger Mädchen, die in teilweise zu großen und viel zu hohen Schuhen unterwegs waren. Sie haben es nicht gelernt mit diesen 'Haxnbrechern' elegant zu gehen und schlurfen mit ihren X- und O-Beinen fürchterlich daher. Uns wurde erklärt, dass alles 'Westliche' ihr Vorbild sei und so lassen sich auch viele ihre Augen, Nasen etc. operieren, um uns ähnlich zu werden. Das ist sehr schade, sehen sie doch in ihrer Natürlichkeit sehr hübsch aus.
Auffällig ist natürlich auch, ihre fast manische Angst von Krankheiten, die sie sich von anderen zuziehen könnten und so tragen sehr viele der Menschen Nasen.- und Mundschutzmasken. Man kommt sich vor wie in einem großen Klinikum, wo Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger mit Mundschutz herumlaufen.
In Japan ist alles klein und niedlich: die Menschen, deren Häuser, deren Gärten, deren Autos, die Essensportionen im Restaurant und Supermarkt etc. etc. Was jedoch keineswegs klein und niedlich ist, sind die Industrieanlagen. Entlang der Küste reiht sich eine riesige Werft sowie Industrieanlage nach der anderen. Hier müsste man wieder Superlative anwenden. Besonders als wir Nagasaki Richtung Osaka fuhren und durch den Inlandsee kamen, ging eine Kraftwerks.- bzw. Industrieanlage in die andere über.
Weiters auffällig, wenn man die Küste entlang segelt ist, dass alle Häfen durch wuchtige Betonbauten geschützt sind. Da über Japan das ganze Jahr Taifune hinweg ziehen und durch die rege Erdbebentätigkeit viele Tsunamis auftreten, ist es verständlich, dass sich die Menschen, die ja hauptsächlich an der Küste wohnen, zu schützen versuchen. Unvorstellbare Mengen von Beton fließen in diese Verbauten.
Beeindruckt und fasziniert haben uns auch die vielen Tempeln (Buddhistisch) und Schreine (Shinto-Religion). Viele Japaner gehören beiden Religionen an, was jedoch kein Widerspruch ist, da sich die eine mehr mit dem jenseitigen und die andere mehr mit dem diesseitigen Leben beschäftigt.
Bei unserer Stadtbesichtigung in Nagasaki durfte natürlich auch nicht der Besuch der Gedenkstätte der Atombombenexplosion fehlen. Die Bombe explodierte in einer Höhe von ca. 500m. Exakt an dieser Stelle hat man einen großen Park errichtet mit einer Friedensstatue. 'Die Figur von Kitamura wird als buddhistisches Symbol gedeutet. Der rechte Arm der Statue weist in den Himmel gegen die Bedrohung durch Atomwaffen und der horizontal ausgerichtete linke Arm auf den Wunsch nach Frieden hin. Die Augen der Figur sind fast geschlossen, was daraufhin deutet, dass die Figur für die Seelen der Atombombenopfer betet'. (Zitat aus Wikipedia).
So wunderschön der Park und die Statuen auch sind, es befällt einem eine Beklemmung sowie Traurigkeit an diesem so Schicksals trächtigen und mit unendlichem Leid verbundenen Ort.
Am Wochenende vor unserer Abreise fand im Hafen von Nagasaki eine 'Big Sailing Boat Show' statt. Es waren 6 Drei.- und Viermaster zu sehen, die aus Russland, Korea und natürlich Japan kamen. Es war ein großes Festival, in dem wir mit unserer Delphin mitten drinnen waren. Zum Abschluss gab es ein phantastisches großes Feuerwerk.
Ende April verließen wir Nagasaki, wo wir einen ersten Eindruck von den wundervollen Menschen in Japan sowie deren Land erhielten.