August 2014
Die versprochene Schönwetterperiode von einigen Tagen (siehe Ende meines Berichtes Juli 2014) hat tatsächlich eingesetzt. Wir hatten fast mitteleuropäische Hochsommerwerte. Die Arbeit an der Delphin ging daher gleich mit viel Schwung voran. Die Werft teilt sich den Platz mit den Fischern, die hier ihre fangfrischen Fische verarbeiten lassen und sofort tiefgekühlt in Containern verpackt bis zum Abtransport lagern. Wir wurden daher zwischen den Containerstapeln eingeparkt.
Am Vordringlichsten waren die Servicearbeiten an den Antriebssträngen. Hier wurden die inneren Wellenlager ausgetauscht, die Wellen neu ausgerichtet und eingepasst. Diese Arbeiten wurden durch ortsansässige Fachleute durchgeführt, ebenso wie kleinere Schweißarbeiten an den Relingsstützen.
Die Erneuerung des Antifoulings am Unterwasserschiff war auch wieder fällig und wurde neu aufgetragen. Diesmal erstrahlt dieser Teil der Delphin in rostrot.
Wie immer bei unseren Servicearbeiten haben wir auch dieses Mal etwas für die Verschönerung unseres schwimmenden Heimes getan, und zwar haben wir die Arbeitsflächen der Küche geschliffen und neu lackiert. Wir haben zwei neue Küchenladeln gebaut ebenso wie ein Gläser.- und Flaschenbord errichtet sowie dutzende andere Kleinigkeiten, die jedoch in Summe einen Werftaufenthalt von insgesamt 3 Wochen erforderten.
Der Werftbetreiber, Don, hat uns viel geholfen und bei weitem nicht alles in Rechnung gestellt, sodass wir vom Preis-Leistungsverhältnis sehr angenehm überrascht waren und jedem die 'Superior Marine' in Wrangell empfehlen können.
Nach diesen drei Wochen mit viel Lärm und Staub haben wir uns zunächst einmal drei wunderschöne Tage in einer nahe gelegenen Bucht verdient. Aber zunächst mussten wir erst einmal dort hin gelangen. Dies war trotz spiegelglattem Wasser und herrlichem Sonnenschein gar nicht so einfach, hatte uns doch tatsächlich einer der vielen Fischer mit seinem Netz eingefangen. Er war mit dem Fang jedoch überhaupt nicht einverstanden und tat dies lautstark und mit nicht zu wiederholenden Worten uns gegenüber kund. Da half auch nicht, dass er versuchte uns rückwärts aus dem Netz rauszuziehen. Also machte sich Erich daran, seine Taucherausrüstung auszupacken und anzuziehen. Spätestens jetzt wurden wir jedoch gewahr, dass der Fischer doch ein sehr weiches Herz haben musste: Er machte sich große Sorgen um Erich und bot uns sogar an, sein Fischernetz durch zu schneiden, um es Erich zu ersparen, ins Wasser zu gehen. Wir beruhigten ihn dann aber, dass Erich bereits einige Erfahrung im Tauchen hat und so war es dann auch kein Problem das Netz bzw. die Delphin zu befreien, ohne dass etwas oder jemand Schaden davon getragen hatte. Ich will gar nicht bestreiten, dass dieser Zwischenfall auf unsere Fehler zurückzuführen war. Zum einen hatten wir unseren Funk nicht eingeschaltet. Der betroffene Fischer hatte uns nämlich schon seit geraumer Zeit beobachtet und wollte uns über Funk warnen – und zum anderen war die ordnungsgemäß angebrachte Markierungsboje durch die sich auf dem Wasser spiegelnde Sonne für Erich nicht sichtbar. Ich konnte sie auch nicht sehen, da ich im Schiffsinneren etwas Schlaf nachholte. Wir unterhielten uns nach dieser unrühmlichen Aktion noch nett mit dem Fischer und haben mit ihm Frieden geschlossen. Danach konnten wir doch noch weiter in unsere ruhige und sehr schöne Bucht, die Anita Bay.
Bei meinem ersten Landausflug mit dem Kajak kam ich zu einem Flußeinlauf, wo ich bereits von weitem Lachse springen sah. Die Lachswanderung dauerte ja schon einige Zeit an und ist, so liest man, noch bis Mitte September im Gange. Gleich nach meiner Rückkehr an Bord erzählte ich natürlich von meinem Erlebnis und Erich ruderte sofort mit unserem großen Kescher bewaffnet an die von mir bezeichnete Stelle und kam mit einem großen Lachs wieder zurück. Ich kann mir gut vorstellen, dass jetzt eingefleischte Fischer ob unserer Fangweise die Nase rümpfen, jedoch der Fisch hat geschmeckt.
Eine Ruderpartie am nächsten Tag führte uns wieder ein wenig in die Wildnis Alaskas mit einigen recht farbenfrohen Vögeln und vielen mit Moos und Flechten bewachsenen Bäumen. 'Zufällig' kamen wir wieder an dem bereits gestern besuchten Bachlauf vorbei und 'zufällig' erwischten wir wieder einen Lachs. Diesmal war die Überraschung groß beim Öffnen, da zahlreiche Fischeier – Lachskaviar – heraus kullerten. Diese Lachsdame war etwas spät dran und noch nicht beim Ablaichen - zu unserem Glück.
Das herrliche Sommerwetter ging zu Ende und wir fuhren wieder zurück nach Wrangell. Die Pier war voll und so gingen wir am Segelboot 'The Fifth Saison' längsseits. Nachdem wir uns Proviant für die nächsten Tage geholt hatten, fuhren wir bereits am nächsten Tag wieder raus, diesmal in die nahe gelegene Bucht 'Blind Slough', wo wir viel Regen hatten, aber einen sehr ruhigen Ankerplatz.
Gegen Ende des Monates ging es dann erneut zurück nach Wrangell, wo wir Ernst aus der BRD erwarteten, ein lieber Freund, der uns bereits in Ushuaia besuchte, mit uns das Kap Horn rundete und uns auch noch für einige Zeit in den Patagonischen Kanälen begleitete.
Wir freuen uns schon auf die gemeinsame Fahrt mit Ernst für die nächsten drei Wochen bis Vancouver, Kanada.