Juli 2011
Die ca. 1000sm Überfahrt von Französisch Polynesien, Bora Bora, nach Niue dauerte 10 Tage. Während der gesamten Überfahrt hatten wir gute achterliche Winde. In den ersten Tagen so zwischen 20 und 25kn, in denen wir schnell voran kamen. Der Wind verlor jedoch sukzessive an Intensität, aliquot dazu nahmen die Wellenhöhe sowie unsere Geschwindigkeit ab.
Nach ca. 5 Tagen war also gemütliches Segeln angesagt. Und warum sollten wir da nicht wieder einmal versuchen einen Fisch an Bord zu holen? Es war ja schon eine Weile her, dass wir einen selbst gefangenen Fisch am Teller hatten. Wir hatten die Angelleine beinahe schon vergessen, als sie sich doch noch beachtlich spannte. Bereits beim Einholen merkte Erich, dass es diesmal ein großer Fang sein würde. Und tatsächlich für die nächsten Tage würden wir uns keine Gedanken machen müssen, was wir essen würden. Nach einigem Kampf, den in letzter Sekunde der Fisch zu gewinnen schien, lag ein beachtlicher 1,2m langer Baracuda bei uns an Deck. Beim Heranholen riss der Angelhaken aus, aber glücklicherweise (für uns) war Erich mit dem Kescher bereits unter dem Fisch und hatte er somit keine Chance mehr. Einmal an Deck und nachdem wir dem Fisch ein Stamperl Schnaps spendierten, hat der Baracuda schnell w.o. gegeben und auch seine scharfen Zähne nutzten ihm nichts mehr. Petri Heil dem Skipper! Weiter so!
Bei Durchsicht aller unserer Gastlandflaggen, stellten wir fest, dass wir für Niue keine passende Flagge hatten. Niue ist ein eigenständiger Staat mit eigener Flagge in freier Assoziation mit Neuseeland. Die Neuseeländische Flagge wäre auch noch erlaubt, aber wir hatten auch diese nicht an Bord. Daher suchte ich meine sämtlichen Stoffreste zusammen und in 2tägiger Handarbeit hatten wir eine wunderschöne Neuseeland Flagge mit aufgestickten Sternen.
Der Ankerplatz von Niue lag vor dem Hauptort Alofi und war nicht wie in Französisch Polynesien durch Riffe geschützt und daher sehr unruhig. Wir machten an einer der vom Yacht Club ausgelegten Bojen fest, die in ca. 30 bis 40 m Wassertiefe verankert waren.
Zur Einklarierung wurden wir gebeten, den Beamten vom Zoll mit dem Beiboot an der Pier abzuholen, damit er das Schiff inspizieren konnte. Der Papierkram war schnell erledigt und machten wir uns gleich bereit für unseren ersten Landgang.
Man hat hier eine besondere Methode, um die kleinen Boote vor Beschädigungen durch den ständig herrschenden starken Schwell zu schützen: Die Boote werden mittels eines kleinen elektrischen Krans an Land geholt und an der Betonmole abgestellt. Dies bedeutete für uns: Erich setzte mich an der Hafenmauer ab, wo ich auf der angebrachten Leiter hinauf kletterte. Ich bediente dann den Kran, um es Erich zu ermöglichen das Dingi am Haken zu befestigen. Sodann wurden Beiboot und Erich hochgehievt und musste nun Erich erst einmal aus dem schwankenden Boot aufs Land hinüber kraxeln. Hernach konnten wir den Kran – händisch – mitsamt seiner Last herein schwenken, das Boot abhängen und mit dem bereitstehenden Rollwagerl einparken. Wenn man dies ein paar Mal praktiziert hatte, überhaupt kein Problem. Es galt jedoch zu beachten, dass man beim Rückweg, der in umgekehrter Reihenfolge ablief, ein gewisses Maß an Promille bewahrte.
Der Leiter des Yacht Clubs, Commodore Keith Vial aus Neuseeland, begrüßte uns bereits am Hafen und gab uns die ersten wichtigen Informationen. Nach unserem Besuch bei der Einreisebehörde suchten wir den Yacht Club auf, wo man sich sofort wohl und herzlich willkommen fühlt. Neben Keith kümmerten sich Ira und Brian rührend um die Yachties.
Alofi als Hauptort von Niue, 30m über dem Meer, besteht aus nur wenigen Häusern, entlang einer Hauptstraße. Das Zentrum des Ortes bildet eine Wiese, um die herum sich eine Geschäftszeile samt Markthalle befindet.
Auf dem kleinen Inselstaat von Niue, von den Einheimischen 'the Rock' genannt, leben derzeit weniger als 1000 Einwohner. Besonderheiten hier sind in den Wintermonaten (Tagestemperatur 25°, nachts 20°) die arktischen Buckelwale, die zu dieser Zeit hierher kommen, um ihre Kälber zu gebären und aufzuziehen. Bereits bei Annährung an Niue haben wir die Wale um unser Schiff herum gehört und auch gesehen. Die gleichen Buckelwale, die uns bereits in Patagonien begegneten.
Eine weitere Besonderzeit waren die hoch giftigen schwarz-weißen Seeschlangen. Wovon wir ebenfalls die erste bereits bei der Fahrt von der Delphin zur Pier sahen. Später begegneten sie Erich beim Schnorcheln. Man berichtete uns jedoch, dass diese Schlangen zwar sehr giftig seien, jedoch für den Menschen ungefährlich, da sie zu klein seien, um uns zu beißen. Außerdem sollen sie sehr scheu sein.
Der Besonderheiten aus der Tierwelt nicht genug: Hier leben die größten Kokosnusskrabben, auch Uga genannt. Bei dem schwersten Hurrikan, den die Insel im Jahr 2004 erlebte, wurden u.a. auch zahlreiche dieser Tiere getötet und möge man sich davor hüten, eine dieser Krabben mit dem Auto zu überfahren. Es ist aber nach wie vor erlaubt, Ugas zu fangen, um sie anschließend zu kochen und verspeisen. Wir haben uns lediglich erlaubt, im Rahmen eines Buffets eine Uga-Suppe zu probieren, wobei wir nicht genau definieren konnten, wonach sie schmeckte, hätte auch eine Pilzsuppe sein können. Jedenfalls war sie schmackhaft.
Als landschaftliche Besonderheit zu Niue zählen die vielen 'Chasms', das sind bizarre Höhlen und Felsspalten sowie Felsgrotten, die sich durch Hebung der Insel bildeten. Niue ist eine der größten Koralleninsel der Welt. Es wurde berichtet, dass bis zum heutigen Tag noch nicht alle dieser Grotten erforscht wurden. Die bekanntesten und eindruckvollsten haben wir uns bei einer Inselrundfahrt mit einem Auto angesehen. Man findet sie zumeist nach einem halb.- bis einstündigen Fußmarsch von der Straße entfernt. Zeitweise wandert man dabei durch Urwald ähnliche Wälder, dann wiederum befindet man sich in einer surrealen Welt, bestehend aus lauter spitzen Kalksteinformationen oder Steingebilden.
Wie bereits oben erwähnt, hat ein horrender Hurrikan die Insel nicht nur zu einem Großteil vernichtet, sondern auch viele der Einheimischen auswandern lassen. Daher befinden sich rund um die Insel leerstehende, verfallende Gebäude, die einem ein ganz eigenes Gefühl von Trostlosigkeit empfinden lassen. Da die Niuer eine Doppelstaatsbürgerschaft – Niue und Neuseeland – besitzen, ist es kein Problem für sie nach Neuseeland auszuwandern. Ein Großteil der auf dem kleinen Flughafen ankommenden Touristen, sind daher Niuer, die ihre alte Heimat und Familie besuchen. Es verirren sich nur wenige echte Touristen auf die Insel.
Wir haben die Insel Niue sehr genossen, zumal wir hier viele nette Menschen kennen lernten und schöne Ausflüge machten. Da unser Ankerplatz aber immer unruhiger und ruppiger wurde, haben wir uns nach einer Woche Aufenthalt entschlossen wieder abzureisen. Unser nächstes Ziel war das Königreich Tonga.
Die Überfahrt sollte laut Prognose unter wenig Wind sein, jedoch waren wir nur ca. 300 sm von Tonga entfernt. Wir rechneten mit ca. 3 Tagen Überfahrt. Der erste Tag sowie die erste Nacht waren sehr angenehm zu segeln. Gute achterliche Winde bei wenig Welle. Am nächsten Tag änderte sich dies jedoch und wir hatten kurzfristig an die 40kn Wind, mit viel Regen und Gewitter. So erreichten wir Tonga, Insel Lifuka in der Ha'apai Gruppe bereits nach 54 Stunden.
Da jedoch am Wochenende die Behörden nicht arbeiten, mussten wir bis zum Montag warten, um an Land zu fahren und einzuklarieren. Wir erschienen also am Montag vormittag beim Zoll und baten darum, uns einzuklarieren. Der Beamte fragte uns wie üblich wann wir angekommen sind und wir antworteten 'Samstag'. Er fragte uns daraufhin, warum wir dann nicht schon gestern gekommen wären. Wir wiederum: Gestern war doch Sonntag. Er: Nein gestern war Montag. Ups! Jetzt ist es uns tatsächlich doch auch passiert wie bereits Felias Fogg, der in 80 Tagen um die Welt reiste: Wir hatten die Datumsgrenze übersehen. Tonga liegt bereits jenseits der Datumsgrenze. Allerdings nicht weil es sich tatsächlich links des 180° Grades befindet, sondern weil der König eine Ausnahme erreicht hatte, er wollte nicht den anderen Staaten hinterherhinken, sondern er wollte, dass sein Land das erste wäre, in dem die Sonne aufging. Ein weiterer Grund war, dass Tonga wirtschaftlich sehr mit Neuseeland verbunden ist und der Einfachheit halber daher in der selben Zeitzone sein wollte. Wie auch immer, wir hatten uns geirrt.
Diesmal besuchten Vertreter von drei verschiedenen Behörden unsere Delphin. Einige nahmen uns Gebühren ab, andere eine Kokusnuss vor der sich der König zu fürchten schien. Befürchtet wurde, dass mit der Kokusnuss irgendwelche unliebsamen Tierchen eingeführt würden. Wir trennten uns leichten Herzens von ihr, dachten wir an die große Mühe, die es machen würde sie zu öffnen.
Unsere erste Besichtigung von Pangai, dem Hauptort von der Insel Lifuka, war für uns enttäuschend: überall lag Dreck und Abfall herum in dem die zig freilaufenden Schweinderln wühlten; die meistens in schwarz gekleideten Menschen drehten sich eher weg, als dass sie uns grüßten; die Einkaufsmöglichkeiten in den Geschäften waren sehr gering.
Im einzigen Restaurant, von Europäern geführt, konnten wir gut, wenn auch nicht günstig essen. Das Mariner's Café, so der Name, war auch Treffpunkt der außerhalb des kleinen Hafens ankernden Yachten.
Die flache Insel eignete sich hervorragend dazu, sie mit Fahrrädern zu erkunden. Dies taten wir auch und stellten dabei fest, dass die kleineren Ortschaften, die wir passierten wesentlich gepflegter und sauberer waren als Pangai. Auch die Menschen grüßten hier freundlich und viele Kinder kamen uns lachend entgegen. Dies hat uns mit Tonga wiederum versöhnt, wollen wir doch zumindest bis Ende September hier bleiben.
Ende dieses Monates machten wir uns dann auf, um in die Inselgruppe Tongatapu zu segeln, wo in der Hauptstadt Tongas, Nuku'alufa, am 01.08. des Königs Geburtstag mit einer Parade gefeiert werden soll. Die kurze Strecke war in 24 Stunden bewältigt und sahen wir hier ebenso wie vor Niue zahlreiche Buckelwale, die sich hier scheinbar recht wohl fühlten, da wir viele von ihnen sahen, wie sie ausgelassene Luftsprünge vollführten.
Wir freuten uns, als wir auf unserem Ankerplatz wieder auf Roland aus der Schweiz mit seiner Segelyacht 'Connivence' trafen. Mit ihm hatten wir bereits in Niue das eine oder andere Gläschen getrunken und gemeinsam geschlemmt.