Juni 2012
Endlich ging es am 5. Juni Richtung AUCKLAND. Der Wind war günstig und so segelten wir die paar Meilen bis zur Westhaven Marina, die größte Marina in der südlichen Hemisphäre. Beeindruckend viele Boote, die hier liegen. Der uns zugewiesene Liegeplatz war dennoch leicht auszumachen und wurden wir bereits am Steg erwartet, um uns beim Anlegen zu helfen. Die Wege in der Marina sind dementsprechend lange und so wurde ich mit einem kleinen elektrogetriebenen Wägelchen – ähnlich denen, die man vom Golfplatz kennt – zum Büro zum Erledigen der Formalitäten gebracht und auch wieder retour. Da begann es bereits heftig zu gießen und auch die Windstöße konnten uns jetzt nichts mehr anhaben.
Unsere Freunde, Tom, Brenda und Horst aus Auckland luden uns noch am selben Abend zu einem typisch Neuseeländischen Fish & Chips Essen ein, nichts ahnend, dass gerade an diesem Abend in jenem Lokal ein 'Deutschen Stammtisch' stattfindet. Ja, ja man trifft sie überall unsere lieben Nachbarn aus good old Europe.
Am nächsten Tag ging es gleich weiter mit Arbeit. Tom, Horst und Erich fertigten in Tom's Werkstatt für uns einen Cockpittisch samt Gläserhalter an sowie eine neue, stabilere Rolle zum Aufwickeln des 100m langen Festmachers. Ich beschäftigte mich mittlerweile mit dem Großeinkauf zur Aufstockung unserer Lebensmittel.- und Haushaltsvorräte für ca. 2 Monate.
Nach 5 Tagen verließen wir wiederum Auckland und besuchten auf einem Zwischenstopp auf der Insel WAIHEKE unsere Freundin Marion, die gerade Jill Besuch hatte, die wir bereits vorher auf unserer Reise kennen lernten. Marion lud uns zu einem herrlichen Abendessen und einem guten Schluck Wein ein. Wir verbrachten mit den Beiden einen sehr netten Abend. Auch am nächsten Tag holten sie uns ab, um einen Spaziergang im Hauptort von Waiheke Island zu machen, wo es nur so von Reichen und Superreichen wimmeln soll.
Bald hieß es jedoch auch hier Abschied nehmen. Wir wollen schließlich nach Neukaledonien. Bei der Abfahrt begleiteten uns einige Delphine, die wie üblich um unseren Bug spielten. Ich nehme dies immer als gutes Zeichen.
Am 16.06. kamen wir wieder in OPUA an. Vorher besuchten wir noch einige Buchten, wobei uns die Bucht von WHANGAMUMU, die sogenannte Walfängerbucht am besten gefiel. In früheren Zeiten befand sich in dieser Bucht eine Walfangstation, wo die Tiere hineingetrieben und schließlich abgeschlachtet wurden. Die Überreste dieser Station samt ehemaligem Kessel zum sofortigen Verarbeiten des Walfettes kann man noch besichtigen. Heute ist die gesamte Bucht unbewohnt.
Am 20.06. gingen wir in Opua, wo es zu dieser Jahreszeit in der Marina sehr ruhig ist, zum Zoll und klarierten aus, da wir für die nächsten Tage für die Überfahrt fast ideale Winde hätten. Wir wussten, dass zunächst ein, zwei Tage etwas rauhere Bedingungen sein würden, aber dafür die restlichen 7 bis 8 Tage ideale Winde sein müssten. Im Norden Neuseelands und in Landnähe ist das Wetter ja ohnehin meist sehr unbeständig und schwer vorhersagbar.
Die Bedingungen waren dann auch schließlich wie wir sie erwarteten. Die ersten 48 Stunden hartes gegenan Segeln mit bis zu 30kn und entsprechend hohe Welle, dann drehte der Wind leicht und wir konnten mit ca. 15kn Halbwind gemütlich weiter segeln. Der Wind wurde schließlich immer schwächer und bald würden die Segeln nicht mehr stehen.
Erich entdeckte unterdessen bei einer routinemäßigen Kontrolle im Motorraum, dass wir Wasser in der Bilge hatten. Der erste Verdacht fiel auf die neu eingebauten Geräte Tiefen.- und Geschwindigkeitsmesser, da in dem Abschnitt der Bilge, das meiste Wasser war. Nach Auspumpen des Wassers und nochmaligem Anziehen der Geräte, dürfte sich dieses Problem vorerst erledigt haben. Die erste Überlegung umzudrehen, wurde wieder fallen gelassen. Kurze Zeit danach jedoch ein Fehler beim Autopilot. Er steuerte für kurze Zeit normal, fing jedoch dann plötzlich an, das Ruder immer wieder in die eine oder andere Richtung bis zum Anschlag zu drehen, und zwar soweit, dass dabei das gesamte Ruder blockierte. Nach kurzer Beratung haben wir uns dann schließlich doch entschieden wieder umzukehren. Fest stand für uns, dass der Wassereintritt, wenn auch derzeit gestoppt, näher untersucht und abgedichtet werden musste, was ja wohl nur an Land möglich ist. In Neukaledonien wissen wir nicht, wie die Werften ausgestattet sind und arbeiten, was wir jedoch von der uns inzwischen lieb gewordenen Werft in Warkworth sehr wohl wussten. 650 sm handsteuern konnte uns auch nicht locken. Faules Pack! Egal dazu stehe ich.
Aber so richtig wollte uns Neuseeland doch nicht: Kurz vor Erreichen des Nordkaps schickte es uns noch Wind in Sturmstärke und massenhaft Regen, hohe Wellen, wobei eine ganz neugierige bis ins Cockpit schwappte und ups! den Weg in meinen Kragen fand. Gar nicht so kalt das Wasser, wenn man sich daran gewöhnt hat! Dennoch haben wir erstmals beigedreht und das Darüberziehen der Front abgewartet.
Danach drehte der Wind und blies uns wieder in Gesicht, sodass wir uns zum wiederholten Male gegenan kämpfen mussten, schließlich erreichten wir dann doch noch OPUA. Wie gewöhnlich wollte Erich beide Motoren starten vor dem Einlegemanöver, diesmal überraschte ihn der linke Motor, er wollte nicht anspringen. Bei näherem Untersuchen fand Erich Wasser im Motoröl, was nichts Gutes verheißt. Dies kam wie zur Bestätigung, dass es richtig war, zurück zu kommen.
Nachdem wir außerhalb der Seegrenzen Neuseelands waren, mussten wir neu Einklarieren. Mittlerweile geht das Ausfüllen der Formulare schon recht flott! Der freundliche Zöllner von Opua, der wie gesagt derzeit unterbeschäftigt ist, wollte von uns einen Beweis dafür, dass wir wirklich die besagten 200sm entfernt waren. Dies konnten wir anhand der automatischen Aufzeichnung unseres Weges über unser Fahrtenprogramm am PC. Er fotografierte das Computerbild als Beweis und gab uns für die Delphin eine neue Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr. Soweit so gut. Aber: Die Immigrationsbehörde bestand darauf, dass wir das ohnehin noch bis 10. August gültige Besuchervisum ausnutzen sollten und evtl. im August um Verlängerung ansuchen mögen. Wir gehen jedoch davon aus, dass bis 10. August unsere Delphin wiederum flott sein wird.
Auf dem Weg zur Werft machten wir uns noch ein paar schöne, sehr schöne Segeltage. Wunderbarer Segelwind, keine Welle, da uns das Land Deckung verschaffte, idyllische Inseln und Buchten. Derzeit kein Bedauern über die Rückkehr.
Die letzten beiden Tage vor unserem erneuten Werftbesuch hielten wir uns noch in der nahe gelegenen Mansionbay auf Kawau Island auf. In dieser Bucht befindet sich das Mansion Museum, ehemals (von 1862 bis 1888) der feudale im viktorianischen Stil eingerichtete Wohnsitz des Governors von Neuseeland, Lord George Grey. Zum Museum gehören zwei Pfaue, die uns bereits auf der Terrasse begrüßten und sehr zutraulich sind. Es ist ein Vergnügen durch den ebenfalls zu diesem Gebäude gehörende Park zu wandern. Sir Grey dürfte ein Naturliebhaber gewesen sein, denn er hat diesen Park mit Hunderten verschiedener Bäumen und Pflanzen anlegen lassen.
Am 30. Juni wurden wir dann schließlich wiederum in der Werft von WARKWORTH mit unserer Delphin an Land gestellt. Eine erste Fehleranalyse ergab: alles halb so schlimm. Nun hoffen wir, dass Conrad, der Werftbesitzer, der uns diese Prognose stellte, damit Recht haben möge.