Mai 2012
Drei Monate und 10 Tage! So lange waren wir mit unserer Delphin in der Schiffswerft. Eine sehr kurze Zeit eigentlich und trotzdem haben wir teilweise geglaubt, dass diese Zeit nie zu Ende geht.
Jetzt ist es aber soweit. Am 4. Juni um 16.45 Uhr verlassen wir die Robertson Werft und werden vom Chef, Conrad, selber durch den Mahurangi Fluss hinauspilotiert. Bei Ankunft in Scott's Landing ist es bereits finster und wir ankern im nahe gelegenen Mahurangi Harbour.
Aber bis es soweit war, hatten wir im Mai noch einiges an der Delphin gearbeitet bzw. arbeiten lassen:
Ich habe nach der gründlichen Entfernung aller Klebereste und Erichs letztem Abschleifen des Cockpits, dieses mit einer Grundierung und der ersten Schicht eines Anstrichs versehen ebenso wie den Heckbereich.
Nachdem unsere Auspuffstutzen wiederum etwas korrodiert waren, wurden drei neue Stutzen aus Aluminium angeschweißt. Damit sollte das Korrosionsproblem an dieser Stelle ein für alle mal erledigt sein.
Unser neuer Geräteträger wurde ebenfalls im Mai noch zu unserer vollsten Zufriedenheit angefertigt und angeschweißt. Für die Schweißarbeiten wurde die Delphin in die Nähe der Werkstatt verlegt, wo es naturgemäß etwas lauter zuging. Dafür war der Weg zur Dusche und Toilette näher.
Zwischenzeitig waren die Arbeiten an der TeApiti beendet und konnte diese nach einer Abschiedsfeier für die ganze Werft abreisen. Wir hatten mit Peter vereinbart, dass wir sein Auto nach Opua bringen würden, wo er es noch für einige Tage benützen möchte, bevor er es an seinen ursprünglichen Autohändler zurück verkauft. Dies ist hier in Neuseeland eine sehr gebräuchliche und gut funktionierende Vorgangsweise.
Auf unserer Überführungsfahrt machten wir einen Zwischenstopp in Whangarei, wo wir zufällig zum wöchentlich stattfindenden Stammtisch deutschsprachiger Segler stießen. Es ergab sich ein netter und informationsreicher Abend. Wir sind sicher, dass wir die eine oder andere Crew, die wir hier kennen lernten, wiederum treffen werden. Die Rückfahrt von Opua traten wir in dem zuvor über Internet gebuchten Bus an. Dies war eine der wenigen Gelegenheiten, wo wir innerhalb der eingangs erwähnten 3 Monate und 10 Tage die Schiffswerft verließen.
Mittlerweile sind auch unsere neuen Propeller angekommen und macht man sich daran, diese zu montieren. Dies gelingt nicht auf Anhieb, da sie nicht in die vorhandene Nut passen. Sie müssen nochmals weggebracht werden, um diesen Fehler zu beheben, aber schließlich konnten diese auch erfolgreich montiert werden.
Somit stand nichts mehr im Wege, die Delphin ins Wasser zu heben. Dies geschah dann auch am 23.05.2012 gleich 8.00 Uhr morgens bei Hochwasser. Der Travelliftfahrer ist 21 Jahre jung und der Sohn von Conrad, dem Werftchef. Conrad, der ansonsten selbst mit dem Travellift fährt, befand sich zu dieser Zeit in der Schweiz, wo er die Neuseeländische Rundermannschaft, die am Luzerner See an einer letzten Ausscheidung für die Olympischen Sommerspiele teilnahm, als Chefcoach begleitete.
Die Delphin gleitete sicher ins Wasser und war somit wieder in ihrem Element.
Jetzt erst konnten die Wartungsarbeiten an den beiden Motoren sowie dem Generator vorgenommen werden. Dies nahm wiederum viele Stunden in Anspruch, war schließlich erfolgreich, wie sich in einem anschließenden Test zeigte.
Sobald wir wieder im Wasser waren, ging es mit den Arbeiten Schlag auf Schlag:
Zunächst kam Vern an Bord, der eine spezielle Messung vornahm, ob wir Strom und somit Elektrolyse am Rumpf hätten. Die Messung hat jedoch ergeben, dass wir 'sauber' sind und somit alles bestens.
Am selben Tag kam noch David, der unsere Elektrik an Bord prüfte. Dies ist in Neuseeland für alle Schiffe Vorschrift und ist so eine Art 'elektronisches Pickerl'. Ohne dieses Pickerl kann es sein, dass man in Neuseeland bzw. auch Australien nicht in einer Marina festmachen bzw. nicht am Landstrom anschließen darf. Man befürchtet bei mangelnder elektronischer Sicherheit auf einem Schiff, nicht nur dieses zu gefährden, sondern weitere in der Marine liegende Schiffe. Da wir jedoch unsere Elektronik auf den neuesten Stand der Technik bringen ließen und sämtliche Kabel und Anschlüsse profimäßig überprüft bzw. verlegt wurden, war diese Überprüfung für uns nur nochmals eine Bestätigung, dass auch in dieser Hinsicht alles passt.
Am Sonntag (!) kam dann auch noch Kevin Bell, der Mann für den Funk. Er hat für unser Aluminiumschiff eine geeignete Erdung der gesamten Funkanlage (Funkgerät, Tuner und Antenne) eingebaut und seither funktioniert auch das Versenden und Empfangen von Mails über Funk. Dies wollten wir seit Ablegen aus Kroatien, ist jedoch aus verschiedenen Gründen immer wieder gescheitert.
Gegen Ende des Monats konnten wir endlich unser letztes größeres Projekt in Angriff nehmen, nämlich das Abschleifen und Neulackieren des gesamten oberen Salons. Nach dem sorgfältigen Abkleben aller Instrumente und nicht zu schleifenden Teile, konnten die Schleifarbeiten begonnen werden. Durch permanentes Wegsaugen des Schleifstaubes hielt sich der Schmutz in Grenzen.
Bereits nach dem Aufbringen der ersten Schicht des Klarlacks war ersichtlich, dass sich diese Mühe lohnte. Insgesamt wurden es dann 4 Schichten und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Zwei Tage vor unserer Abreise aus Warkworth wurde eine erste Probefahrt im Flusslauf unternommen und alle waren zufrieden, besonders natürlich Erich, der so viel Geld und Schweiß in dieses Projekt steckte.
Am vor-Vorabend unserer Abreise wurden wir noch von Conrad zu einem hervorragenden Abendessen eingeladen und verbrachten mit ihm einen netten Abend.
Der nächste Tag war Erich's Geburtstag und wurde dieser mit einem Grillfest am Steg vor unserer Delphin gefeiert, mit Pony als bewährtem Grillmeister.
Montag der 4.6. war dann unwiderruflich unser letzter Tag in der Werft. Da wir lediglich sehr früh am morgen und spät nachmittags Hochwasser hatten, entschieden wir uns für die Abreise am späten Nachmittag. Obwohl an diesem Tag Montag war, wurde in der Werft nicht gearbeitet: es war Feiertag zu Ehren des Geburtstags der Englischen Königin. God save the Queen! Viele der Neuseeländer wissen nicht so genau, warum sie diesen Anlass feiern sollen, sind jedoch froh über den arbeitsfreien Tag.
Wir freuen uns nun, nach Auckland zu kommen und in weiterer Folge wiederum nach Opua und hinauf in wärmere Gefilde der Südsee.