Oktober 2012
Weiter die Westküste Neukaledonien's erforschend kamen wir als nächstes in den kleinen aber kaum nennenswerten Ort Poum, wäre da nicht eine gute und hübsche Ankerbucht.
Um eine Regenfront abzuwarten weilten wir in dieser geschützten Bucht zwei Tage lang, bevor es weiter nach Süden ging. Am 06.10. kamen wir nach einem Tag aufkreuzen am späteren Nachmittag vor der kleinen Marina in Koumac an. Wir hatten bereits gehört, dass man sich vor dem Einfahren in die Marina auf Kanal 67 mit dem VHF Funkgerät melden sollte. Wir taten dies auch und wurden wir von einer freundlichen weiblichen Stimme gebeten, diese Nacht außerhalb der Marina zu ankern und morgen früh nochmals auf 67 zu rufen.
Etwas verwundert ankerten wir also vor der Marina. Am nächsten Morgen um 7.00 Uhr riefen wir dann die Marina nochmals und nun wurde es uns erlaubt hinein zu fahren. Die Chefin der Marina half uns mit einem ihrer Mitarbeiter beim Anlegen. Wie wir dann erfuhren, war es am Vortag für ein Hafenmanöver in dem kleinen Marinabecken bei 20kn Wind zu eng. Aus Gründen der Sicherheit wurden wir daher gebeten, zunächst eine Nacht außerhalb zu ankern, um die Windstille, die hier morgens fast immer herrscht, abzuwarten.
Die Marina von Koumac ist klein aber fein. Mit allem was man so benötigt von Duschen, Waschmaschinen über Internet – endlich – bis zu einem hervorragenden Restaurant. Der Ort zum Einkaufen lag etwas weiter weg, war aber kein Problem, da man mühelos als Anhalter mitgenommen wird.
Hier erfuhren wir nun endlich auch wie es sich mit den Formalitäten zum Ausreisen verhält. In diversen Prospekten Neukaledonien's wird darauf hingewiesen, dass man nicht nur in Nouméa, sondern auch u.a. in Koumac Aus.- und Einklarieren könne. Das stimmte allerdings nicht so. Bei ankommenden Schiffen würde zwar manchmal die Zollbehörde anreisen, jedoch nicht die anderen Behörden und schon gar nicht bei ausreisenden Yachten. Es wurde uns jedoch versichert, dass es kein Problem wäre, das Schiff in Koumac zu belassen und auf dem Landweg die ca. 450km nach Nouméa zu fahren, um dort alles Erforderliche zu erledigen. Also doch! Nouméa ist und bleibt der einzige Ort Neukaledonien's um sich An.- bzw. Abzumelden für uns Yachties.
Da auch Carsten und Mercedes mit ihrer 'Fortytwo' hier in der Marina lagen und die gleichen Pläne zur Abreise nach Australien hatten, haben wir uns zusammen getan und gemeinsam ein Fahrzeug gemietet, um nach Nouméa zu kommen. Dies sollte auch gleichzeitig eine kleine Sightseeingtour durch's Land werden.
Dazu gehörten unter anderem der 'vielleicht schönste Strand Neukaledoniens' – laut Touristenbroschüre - der Schildkrötenstrand. So benannt, weil bis zum heutigen Tage dort Karettschildkröten ihre Eier ablegen, wenngleich die Anzahl der Schildkröten gegenüber früheren Jahrzehnten drastisch zurückgegangen ist. Natürlich sind diese heutzutage streng geschützt und auf einem großen Schild werden alle möglichen Geld.- und Haftstrafen in enormer Höhe angedroht, wenn man die Schildkröten oder deren Gelege gefährdet.
Der tatsächlich sehr schöne Sandstrand ist von einigen der hier überall anzutreffenden Pin Colonnaire, eine Pinienart, eingesäumt. Die ansonsten senkrecht in den Himmel ragenden Bäume, sind hier aufgrund der starken Winde lustig gebogen. Am Südende der Bucht sieht man zu dem sehr markanten und auf vielen Ansichtskarten abgebildeten 'Bonhomme de la Roche Percée', einem interessanten Felsgestein.
Auch als sehenswert angepriesen wurde die von Gustav Eiffel (ja richtig, der vom Eiffelturm) erbaute Fußgängerbrücke im Ort La Foa. Natürlich machten wir auch hier Rast und begingen die Brücke von Nord nach Süd und umgekehrt, machten einige Fotos und weiter ging's in den Stadtpark, wo interessante und kunstvoll geschnitzte Skulpturen mit Symbolen aus der Kanakenkultur aufgestellt waren.
In Nouméa trafen wir uns nach dem Erledigen der Ausklarierung, hiezu war ein Besuch bei der Immigration, dem Zoll und dem Hafenkapitän nötig, mit den Freunden von der Amigo, die hier auf ein Wetterfenster nach Australien warteten.
Zum Abschluss unseres Nouméa Besuchs hatten wir noch Gelegenheit den Handwerksmarkt, der neben Musik.- und Tanzvorführungen auch Kulinarisches bietet, zu besuchen. Ein gelungener Abschied aus der Stadt.
Auf der Rückfahrt fuhren wir durch eines der vielen Bergbaugebiete, die ein nicht uninteressantes Landschaftsbild boten. Weiter nördlich querten wir wieder die Grande Terre von Ost nach West über eine wunderschöne Bergstraße. Als sich bei uns allmählich Hunger einstellte, hielten wir an einem kleinen Stand am Straßenrand, wo eine Familie Hausgebackenes und auch Fleischspieße in guter Qualität anbot. Eine lustige Truppe!
Zurück in Koumac hieß es dann auch für uns Ausschau halten nach einem geeigneten Wetterfenster für die Überfahrt nach Australien. Wir rechneten mit einer Dauer von 8 bis 12 Tagen für die 900sm.
Ab Samstag den 13.10. sollte es dann geeignete Windverhältnisse Richtung Westen geben. Nach einem letzten Einkauf in der Stadt, Tanken und spätem Frühstück im Marinarestaurant machten wir gegen Mittag die Leinen los.
Am Abend erreichten wir das Außenriff von Neukaledonien und bis dahin war die Reise gemütlich bei wenig Welle zum Eingewöhnen. Die Zubereitung eines Schweinsbratens zum Abendessen war also kein Problem und schmeckte herrlich, wenn gleich es kein typisches Bordessen während einer Überfahrt war.
Die weitere Fahrt war dann geprägt durch eine sehr unruhige See, die hauptsächlich dadurch entstand, da wir verschiedene Strömungen hatten, die oftmals gegen die Windrichtung liefen. Bläst der Wind dann in Sturmstärke, wie am dritten und vierten Tag unserer Reise, so entstehen doch beachtlich hohe Wellen, die ein unangenehmes Schaukeln des Schiffs verursachen. Die Strömung, die stundenlang mit 3kn gegen uns lief, hat uns natürlich enorm gebremst und konnten wir diese Gebiete teilweise nur unter Zuhilfenahme eines Motors durchqueren. Ein anderes Mal überwanden wir diese Strömung durch den starken Wind, der uns mit einer Geschwindigkeit von 7 bis 7,5kn durch das Wasser segeln ließ, die Geschwindigkeit über Grund betrug jedoch lediglich 3,5 bis 4kn.
Erst in Küstennähe hatten wir endlich einen Strom, der uns in Richtung Ziel versetzte und beim Segeln mithalf. Wir erreichten am 22.10. am Vormittag unser Ziel Australien, Coffs Harbour.
Wir hatten uns per Funk bereits bei der Marina sowie dem Zoll angemeldet und wurden wir am Steg von zwei freundlichen Zöllnern bereits empfangen, die uns auch beim Anlegen halfen. Die ganze Zoll.- und Anmeldeprozedur dauerte dann schließlich ca. 30min und ging völlig entspannt und reibungslos von statten. In Anbetracht der vielen Horrorgeschichten, die man von diversen Seglerkreisen über die Einklarierung in Australien liest und hört, war unsere Ankunft ein reines Kinderspiel.
Da wir mittels Email in Kontakt mit unseren holländischen Freunden, Warren und Maria auf der Nightfly, waren, wussten wir, dass auch sie am 13.10. (allerdings von Neuseeland) losgefahren sind, um nach Coffs Harbour zu gelangen. Durch den täglichen Funkverkehr mit ihnen erfuhren wir, dass auch sie mit ihrem 10m Boot durch einen Sturm mussten. So waren wir recht froh, als sie unbeschadet am Donnerstag, 25.10. in Coffs Harbour ankamen. Nach deren Einklarierung und 'Erstversorgung' der Nightfly hatten wir nach ca. einem Jahr wieder Gelegenheit ausführlich zu plaudern und feiern.
Unser erster Eindruck von Australien war: Das kann nicht das richtige Australien sein. Alles sehr europäisch, sauber, korrekt und die Supermärkte zum Bersten voll. Die Menschen sehr freundlich und dem Aussehen nach …, na eben europäisch, d.h. viele englisch europäisch: sehr hellhäutig bis fast ganz weiß oder krebsrot. Die Sonne ist hier tatsächlich sehr stark.
Ende Oktober verlassen wir mit der Delphin Coff's Harbour Richtung Süden. Vielleicht finden wir dann bei Landausflügen doch noch das 'eigentliche' Australien.