April 2013
Der Queen Charlottte Sound, der wohl bekannteste im Marlborough Sound, machte uns durch die stark variierenden Windverhältnisse viel Spaß beim Segeln. Nicht nur die vielen
schönen Ankerbuchten hatten es uns angetan, auch unsere drei Mitsegler, die in Picton an Bord kamen und für eine Woche blieben, brachten viel Schwung auf die Delphin. Um Renate, Felix und Alex in
dieser kurzen Zeit viel zu zeigen, waren wir bei Wind und Wetter unterwegs. Gleich am ersten Tag beim Ankermanöver überraschten uns Böen mit einer Stärke von 35kn, die ein Ankern in der von uns
gewählten Bucht unmöglich machten. U.a. war auch noch eine Fünfergruppe an Motorbootfahrern bereits in der Bucht, die in einem Päckchen zusammen lagen, welche uns Ratschläge gaben, wo es am
besten wäre zu ankern. Aber auch dort hielt der Anker bei dieser Windstärke nicht. Nachdem wir bereits eine Heckleine an Land ausbrachten, musste diese, nach dem Slippen des Ankers, rasch von
unserem Schiff gelöst und zunächst zurückgelassen werden. Auch nach einem neuen Ankermanöver kamen wir dem felsigen Ufer rasch nahe. Einer der Motorbootfahrer erbarmte sich unser und
brachte uns die zurückgelassene Leine mit seinem Dingi. Er meinte, hier wäre ein guter Ankerplatz und wir könnten ohne weiteres bleiben. Aber wie bereits erwähnt, kam uns das Ufer schon entgegen.
So fiel die Entscheidung rasch, einen anderen Ankerplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Sounds aufzusuchen. Dort registrierten wir zwar ebenfalls starke Böen, jedoch dürfte der Ankergrund
bei weitem ein besserer gewesen sein, da diesmal der Anker bombenfest hielt. Also boten wir an diesem Tag, es war der Ostersonntag, viel Action, mehr als uns selber lieb war.
In den nächsten Tagen besuchten wir unter anderem die Ships Cove, in welcher bereits James Cook mit seinem Schiff lag. Man hat dort eine wunderschöne Parkanlage mit einem Cook Denkmal sowie
Geschichtstafeln errichtet. Der nahe Wasserfall lud lediglich Felix und Alex zum Duschen ein. Wir sind eben doch Warmduscher!
Die ganze Zeit über hatten wir ein wachsames Auge auf das Wettergeschehen in der Cook Strait, da wir diese bis Ende der Woche überqueren wollten, um nach Wellington zu kommen. In der Nacht von
Donnerstag auf Freitag sahen wir ein Wetterfenster, an dem es ausnahmsweise einmal nicht hieß 'gale warning in force' man kündigte lediglich 25kn, zurückgehend auf 15 kn an.
Wir planten so gegen 16.00 Uhr bei Stillwasser, die Engstelle von der Torry Street zur Cook Strait zu passieren. Zuvor jedoch haben unsere beiden tollen Hechte an Bord einen -
nein, nicht Hecht - aber einen wohlschmeckenden Barracuda aus dem Wasser gezogen. Heute war jedoch nicht an Kochen zu denken, da die Cook Strait doch sehr rauh mit uns umgegangen ist und wir
zudem aufkreuzen mussten.
Schließlich erreichten wir so gegen 4.00 Uhr morgens den von uns bereits reservierten Platz in der Chaffers Marina, im Zentrum Wellingtons.
Wellington war uns bereits von unserem ersten Besuch im letzten Jahr auf dem Landwege bekannt, auch dass es hier stets viel Wind gibt und es oftmals recht kühl ist.
Am Tag nach unserer Ankunft bekamen wir dann den besten Apfel-Streuselkuchen der Welt: Elke und Manfred brachten diesen, von Manfred selbst gebackenen Kuchen, bei ihrem Besuch auf der Delphin
mit. Wir haben die beiden Auslandsösterreicher auch letztes Jahr besucht und verbrachten wiederum einige nette Stunden mit ihnen.
Das kühle Wetter ließ uns jedoch bald nach Norden aufbrechen. Nach einem ersten wunderschönen Segeltag erreichten wir das Südostkap auf der Nordinsel. Wind und Strömung halfen uns sehr. Die erste
Nacht verbrachten wir dann abwechselnd motorend und segelnd. Spannend wurde es dann am Nachmittag des 2. Tages: Plötzlich Windstärken um 35kn, in den Böen bis 40kn, natürlich auch hohe Wellen und
da wir in Neuseeland sind, noch dazu sehr konfus. Wir hatten bereits das Großsegel völlig runter geholt, später dann auch das kleine Stück, das von der Fock noch draußen war. Obwohl wir nun ganz
ohne gesetzte Segel waren, 'segelten' wir noch mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3,5kn Richtung Ziel und dies für etliche Stunden. Nachdem dann der Wind nach und nach am nächsten Vormittag
zurück ging, setzten wir wiederum Segel, um vorwärts zu kommen. So erreichten wir Cape Kidnapping, dem südlichen Ende der Hawkes Bay, die uns mit spiegelglatter See und Windstille begrüßte. In
Napier, unserem Zwischenstopp nach Auckland, liefen wir daher mit Motor ein und erhielten im hiesigen Segelclub einen der beiden Gästeliegeplätze. Der andere war von der
Segelyacht 'Galactica' belegt, die einem amerikanischen Paar mit zwei kleinen Kindern, die wir bereits ein Bluff getroffen hatten, gehört.
Die Gästeliegeplätze befanden sich direkt vor dem schönen, großzügig angelegten Clubhaus mit allen notwendigen Einrichtungen, wie Dusche, Waschmaschine, Bar, Restaurant etc. Zum Glück - oder
leider - hatten die Bar und das Restaurant lediglich am Wochenende geöffnet.
Die Entfernung in die kleine sehr sehenswerte Stadt Napier ist von der Marina weit und zu Fuß braucht man ca. 45min. Der Weg lohnt sich aber jedenfalls. Wenn man die Route über den Bluff Hill
macht, hat man zu dem noch die herrliche Aussicht über die Hawkes Bay, den Hafen und die Stadt.
Napier wurde bei einem schweren Erdbeben 1921 fast vollkommen zerstört. Binnen kürzester Zeit wurde ein Großteil wiederum aufgebaut, und zwar in dem zur damaligen Zeit modernen Art Déco Stil.
Diese Gebäude machen u.a. die Stadt so reizvoll.
Anscheinend war uns der Weg in die Stadt noch zu wenig weit, da wir am Wochenende die ganze Strecke zur ältesten Weinkellerei der Nordinsel ebenfalls zu Fuß bewältigten, immerhin so um die 15km.
Dafür sollte uns in der 'Mission Estate' ein gutes Restaurant und eine Weinverkostung erwarten. In dem wunderschön auf einer Anhöhe gelegenen Gebäude angekommen, wurden wir nicht in das
Restaurant vorgelassen, da es an diesem Tag für eine Hochzeit reserviert war. Pech! Wir begnügten uns dann mit der Weinverkostung und hatten mit den beiden älteren Damen, die uns die Weine
kredenzten und erklärten, viel Spaß.
Wir verbrachten eine Woche im Segelclub von Napier, wo es die meiste Zeit über warm und trocken war. Am 18.04. verliessen wir nach einer erstmals hier im Hafen etwas unruhigen Nacht, den
Segelclub. Der Wind hatte gedreht, der Schwell stand direkt zu uns herein und die Leinen begannen unangenehm zu quietschen und zu reißen. Time to go!
Die Welle bei der Ausfahrt war wiederum beachtlich, haben wir aber in Neuseeland und besonders auch in Australien schon öfter gehabt. Einmal außerhalb war es wieder angenehm zum Segeln.
Wir hatten wiederum ein Kap zu runden, dieses Mal das gefürchtete Ostkap, der Neuseeländer nennt es entsprechend 'East Cape'. Wir schafften es leider nicht mehr bei Tageslicht; den ganzen Tag
über war es stark bewölkt und trüb. Jedoch was für ein herrlicher Anblick dann direkt beim Kap: Die Wolken rissen für einige Minuten auf und Sterne sowie der bereits sehr helle Halbmond
beschienen das Kap sowie den vorgelagerten Felsen. Wie im Traum gleiten wir vorüber.
Der Traum ist jedoch kurze Zeit später vorbei und wird fast zum Alptraum: Schon wieder 35kn Wind, 40 in den Böen, Gewittersturm, hohe, konfuse Welle, wie gehabt. Auf der Delphin wird alles
heruntergerefft, bis auf eine kleine Fock und weiter geht es durch einen feinen Nieselregen, der die ganze Nacht über anhält.
Die Verhältnisse bessern sich anderntags und so konnten wir in der Ferne den einzigen noch aktiven Vulkan Neuseelands auf der White Island (Bay of Plenty) mit seiner Rauchfahne sehen.
Am 21.04. kamen wir in Waiheke Island an und kreuzten somit unseren Weg mit der Delphin vom letzten Jahr.
Wir blieben für einige Tage und suchten verschiedene Buchten auf. Dabei besuchten wir auch unsere Freunde Marion sowie Jill und Wayne und wurden wiederum herzlich aufgenommen.
Am Donnerstag den 25.04. war in Neuseeland Feiertag (Gedenktag für die gefallenen Soldaten aus Australien und Neuseeland des 1. und 2. Weltkrieges). Viele nutzten das verlängerte Wochenende für
einen Bootsausflug und so waren wir plötzlich von Hunderten Segel.- und Motorbooten umgeben.
Auch unsere österreichischen Freunde aus Auckland - Horst, Karen, Tomy und Brenda -nutzten dieses verlängerte Wochenende, um mit ihrem Segel.- bzw. Motorboot nach Waiheke zu kommen. Die
Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten groß und hatten wir eine schöne Zeit bei Speis und Trank.
Am Montag dem 29. April fuhr die Delphin gemeinsam mit der SY Flow (Horst und Karen) nach Auckland. Wir folgten Horst in die West Park Marina. Als wir uns telefonisch anmelden
wollten, teilte man uns mit, dass für unsere Schiffsgröße leider kein Platz mehr frei wäre. Wir entschlossen uns dennoch bis zur West Park Marina zu fahren und außerhalb zu ankern, wohlwissend,
dass wir bei Niedrigwasser im Gatsch stehen würden.
Einen Tag später hatte jedoch die Marinaleitung einen privaten Liegeplatz innerhalb der Marina für uns organisiert. Der Eigentümer des Platzes, dessen Schiff gerade am Trockenen stand, vermietete
uns diesen. Für die diversen geplanten Arbeiten auf der Delphin war es jedenfalls besser hier zu sein, als außerhalb im Wasser. Wir werden auch noch im Mai für einige Zeit hier zu Hause sein.
Dies sollte uns bei der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die uns Horst und sein Sohn Tomy sowie dessen Partnerinnen Karen und Brenda entgegenbringen, nicht schwer fallen.