kleine Auswahl der vielen Geschenke und Tauschwaren im Marau Sound
kleine Auswahl der vielen Geschenke und Tauschwaren im Marau Sound

 

Dezember 2013

 

 

 

Marau Sound, im Süden von der Insel Guadalcanal, Solomon Islands:

 

 

 

Wir fanden hier in der Danae Bucht einen guten Ankerplatz. Nach ein, zwei Tagen unseres Aufenthaltes blieben immer mehr Kanus stehen, um uns zu begrüßen und kennen zu lernen. Viele Schulkinder, stoppten bei uns für einen kurzen Plausch auf ihrem Weg in und von der Schule mit ihren Kanus.

 

 

 

Wir lernten auch Godfrey kennen, der zukünftige Chef des nahe gelegenen Dorfes Porokokore. Mit ihm verbrachten wir viel Zeit und er unternahm mit uns einen Dschungeltrip und erzählte so manches aus der schwierigen Zeit des Bürgerkrieges zwischen den Malaita Leuten (eine der größten Inseln in den Salomonen) und den Einwohnern von Guadalcanal. Diese Auseinandersetzungen fanden vor ca. 15 Jahren statt und waren sehr blutig. Auch er hat nur mit viel Glück und schwer verletzt einen Angriff auf ihn persönlich überlebt.

 

 

 

Auf Grund dieser Vorkommnisse gibt es bis heute noch nicht viel Fremdenverkehr in diesem Gebiet und wir gehören zu den vielleicht Dutzend Yachten, die dieses Jahr hier auf der Durchreise waren.

 

Die Leute sind aber sehr bemüht, uns zu zeigen, dass die Probleme nun beseitigt sind und man wieder in Frieden zusammen lebt.

 

 

 

Wir besuchten am Sonntag den katholischen Gottesdienst der nahe gelegenen Mission und erhalten im Anschluss eine Einladung auf einen kleinen Imbiss im Pfarrhaus. Pfarrer Peter ist ein Einheimischer und hat seine 'Schäfchen' u.a. von der Kanzel aus aufgefordert, mehr darauf zu achten, dass der Müll ordentlich entsorgt und nicht – wie hier leider meist üblich – in der Landschaft verstreut wird.

 

 

 

Wir hatten noch das Glück, dass wir in der Danae Bucht einen herrlichen, ruhigen Ankerplatz hatten. Es gab kaum Motorengeräusch. Die Bewohner sind fast ausschließlich mit ihren Kanus unterwegs. Dies wird sich aber in naher Zukunft mit Sicherheit ändern, da bereits in den nächsten Wochen mit dem Bau einer Straße begonnen werden soll. Der Nachbarort hat ein neues, modernes Krankenhaus erhalten, welches in einigen Monaten eröffnet wird, gleichzeitig mit einem Supermarkt. Die neue riesige Hafenanlage ist bereits in Betrieb und die Vergrößerung des Ortes damit vorhersehbar.

 

 

 

Vom Marau Sound fuhren wir direkt in einer Nachtfahrt nach Honiara, der Hauptstadt von den Solomon Islands. Wie die meisten Südseestädte ist sie laut, staubig, dreckig und soll des Nachts auch nicht sicher sein. Wir ankern vor dem Yacht Club, direkt neben den Polizeischiffen. Abends gibt es meist nicht nur unangenehmen Schwell, sondern als Draufgabe laute Musik aus diversen Lokalen.

 

 

 

Die Entscheidung fällt daher leicht, für einige Tage zu den nahe gelegene Florida Islands zu segeln.

 

Uns erwartete eine schöne Inselwelt und glasklares Wasser. Da wir jedoch nicht sicher waren, ob es hier Krokodile gibt, blieben wir lieber an Bord.

 

 

 

Nachdem wir mehrfach von vorbeikommenden Dorfbewohnern gewarnt werden, hier nicht die Nacht zu verbringen, da es immer wieder zu Diebstählen und auch bewaffneten Überfallen kommt, verlegen wir uns in den Hauptort der Florida Islands, Tulagi. Mangels eines Ankerplatzes, die Bucht ist zu tief, legten wir längsseits an einer derzeit in Restaurierung befindlichen Personenfähre an. Wir wurden dazu eingeladen und waren froh einen sicheren Platz gefunden zu haben. Besonders in Tulagi soll es häufig zu Diebstählen kommen. Aber auch diese Nacht verlief ruhig, vielleicht weil die Crew der Fähre auf Deck schlief und auch auf unser Yacht ein wachsames Auge hatten.

 

Am nächsten Tag mussten wir jedoch wieder zurück nach Honiara, das Visum für Papua Neuguinea war bei der Behörde abzuholen. Danach sollte es wieder zurück gehen, und zwar dies Mal in die Roderick Bay, ebenfalls zur Florida Islands Gruppe gehörend. Dort sollte es einen Yachtclub mit Bojen geben.

 

 

 

Kaum hatten wir im Yacht Club von Honiara unsere Pläne offenbart, stellte sich uns ein Mann Namens John Rucker vor, vom Yacht Club Hideaway in der Roderick Bay. Er war unser Mann und wir waren ebenso seine Yachties. Er war uns bereits aus Erzählungen bekannt. Er suchte eine kostenlose Überfahrt zurück nach Hause und wir einen Lotsen, sodass wir noch in der selben Nacht in die Roderick Bay einlaufen konnten. Der Deal war perfekt und so starteten wir am späten Nachmittag. Die ca. 25sm mussten wir unter Motor zurücklegen, da es windstill war.

 

 

 

Bei stockdunkler Nacht führte uns John sicher zu einer seiner vier Bojen, die er bereits bei seinem Yachtclub ausgelegt hatte. Wir wurden von einem seiner Söhne und seinem älteren Bruder bereits an der Boje erwartet und sie assistierten beim Anlegen.

 

 

 

Was wir dann die nächsten Wochen, die wir hier verbrachten alles mit John und seiner Familie erlebten, würde ein eigenes Kapital ergeben.

 

 

 

Es waren so viele schöne, fast unglaubliche Erlebnisse, sodass wir diesen Platz und diese Familie mit Sicherheit nie vergessen werden.

 

 

 

Der Yacht Club ist zwar erst im Aufbauen begriffen, es gibt aber bereits einen herrlichen überdachten Bereich am sandigen Ufer, wo man relaxen, lesen und sich mit der Familie von John (ca. 50 Personen) treffen kann. Bei unserem ersten Eintreffen an diesem Platz wurden wir von den beiden Töchtern John's von Viginta (10J) und Beatrice (11J) mit einem Willkommensdrink überrascht: Eine Trinknuss mit einem Blütenkranz. Auch Lilian, die fleißige Frau John's, hieß uns willkommen.

 

Lilian wusch für mich die Wäsche, sorgte jeden Tag dafür, dass wir frisches Obst und Gemüse aus ihrem Garten bekamen, sie zeigte uns einen ihrer beiden Gärten und sie flocht einen großen Obstkorb für mich. Dies waren nur einige der Dinge, die wir ihr zu verdanken hatten.

 

 

 

Im Gegenzug gaben wir Einladungen, Lebensmittel, die sie sonst nur in der Stadt bekommen würden, Kleidungen, Zigaretten und Bier.

 

 

 

John sorgt auch dafür, dass wir nicht zu sehr von seiner Familie bedrängt wurden und so Zeit hatten, diese herrliche Bucht auch alleine zu genießen. Dies ist auch einer der unschätzbaren Vorteile dieses Platzes. Kaum einige Schiffslängen vom Liegeplatz entfernt gibt es herrliche Schnorchelreviere und schwimmen ist hier sowieso ein Genuss und absolut sicher.

 

 

 

Am Ende der Bucht liegt halb im Wasser, halb an Land ein im vergangenen Krieg gestrandetes großes Militärboot. Heute eine weitere Attraktion dieser Bucht.

 

 

 

Zu Weihnachten holten wir meine Cousine Christina und deren Tochter Lena aus dem Wienerwald vom Flughafen in Honiara ab. John sowie dessen Freund Willi, der uns einige seiner tollen Schnitzereien verkaufte, sowie Joe (dem wir ein altes Kajak abkauften) begleiteten uns diesmal auf unserer Fahrt in die Stadt. Für die drei war dies eine billige und sichere Möglichkeit nach Honiara zu kommen. Eine Fahrt in einem der offenen Bananenboote über das offene Meer hin und retour kostet pro Person ca. EUR 40,00 und ist gefährlich.

 

 

 

Kurz nach unserer Ankunft in der Roderick Bay erfuhren wir von einem solchen Bootsunfall, wo eines dieser Boote mit 11 Mann (zugelassen für 5 Personen!) und einer ganzen Ladung von Weihnachtseinkäufen gekentert und sofort versunken ist. Die 11 Männer konnten sich zum Teil selber schwimmend ans Ufer retten oder wurden von herbeieilenden Kanus aufgefischt. Das neue Boot mit den beiden neuen 60PS Motoren sowie der gesamten Ladung war jedoch verloren.

 

 

 

Nach unserem kurzen Besuch in Honiara fuhren wir wieder zurück zum Hideaway Yacht Club mit den drei Locals sowie Christina und Lena.

 

 

 

Zum Jahreswechsel veranstaltete John mit seiner großen Familie – Frau, Kindern, Schwiegerkindern, Enkelkindern, Geschwistern, Onkeln, Tanten etc. - ein fulminantes Neujahrsfest. Der Tisch im Yacht Club wurde über und über mit Blumen geschmückt, man begrüßte uns mit Blütenkränzen und Willkommensdrink, eine kleine Ansprache und dann einem Mahl, zubereitet aus Krabbensuppe, Reis, Gemüse sowie dem traditionellen 'Pudding' – keine Süßspeise, sondern aus einer Art Kartoffelknolle mit Kokosmilch und Gemüse im Erdofen bereitete Speise. Dies reichte man in geflochtenen Tellern, die mit einem Bananenblatt ausgelegt und einem Blütenkranz verziert waren. Die ganze Familie war anwesend und wir verbrachten einen wunderschönen 1. Januar 2014.