Hobart Wooden Boat Festival 2013
Hobart Wooden Boat Festival 2013

Februar 2013

 

In St.Helens, wo wir nun schon einige Zeit mit unserer Delphin lagen, besuchten wir gegen Ende Januar die Feierlichkeiten zum Australian Day. Unter anderem wohnten wir einem Holzhacker Wettbewerb bei. Dieser Sport wird hier überall und ernsthaft betrieben. Außerdem hatten wir nochmals Gelegenheit mit Karl und Karin, die wir hier kennen lernten, einen Ausflug durch die herrliche Landschaft Tasmaniens bis nach Launceston zu machen. Dabei besichtigten wir auch eine große Lavendelfarm.

Unsere Reise sollte allmälich wieder weitergehen, da wir einerseits das jährlich Anfang Februar stattfindende Wooden Boat Festival in Hobart besuchen wollten und andererseits der Sommerausklang/Herbstanfang in Neuseeland Süd auch nicht auf uns warten würde. Aber so oft wir auch bei der Marine Rescue in St.Helens nachfragten, erhielten wir stets die Mitteilung: Heute ist der Pass unpassierbar und viel zu rauh. Wenn der Pass dann einmal 'passend' war, hatten wir wiederum Wind von Süden, was für eine Fahrt in den Süden wiederum nicht passte.

So vergingen etliche Tage bis dann am 5. Februar alles stimmen sollte: Pass und Wind und Tide. Wir fuhren in aller Herrgottsfrüh also los, um auf der gleichen Einfahrtsroute, die wir ja in unserem PC aufgezeichnet hatten, hinaus durch die 'tricky' Ausfahrt in die Tasmansee zu fahren. Aber: Nachdem wir bereits 2 Wochen in St. Helens gelegen hatten und dann noch eine weitere warten mussten bis wir gute Bedingungen hatten, hat sich an einer Engstelle (Pelican Point) der ca. 5 sm langen Einfahrt ein Unterwasser-Sandhügel verschoben und wir sind - rumms - aufgesessen. Die Marine Rescue hat dies ganz gelassen gesehen und uns den Rat gegeben bis zum nächsten Hochwasser zu warten. Ha, ha, so schlau waren wir selber. Nur: das nächste Hochwasser war für uns zu niedrig, sodass wir einen ganzen Tag auf dem Sandhaufen gestanden haben (Gott sei gedankt für unseren Twinkiel) und als wir dann abends endlich frei waren, teilte man uns mit, wir sollen lieber bis zum nächsten Morgen warten, da dann das Hochwasser um einen halben Meter höher sei. Also haben wir dort in der Nähe geankert und sind erst am nächsten Morgen weiter nach Hobart.

Der Segeltag nach Hobart begann zunächst mit ein paar Motorstunden, anschließend hatten wir einige wunderschöne Segelstunden, später jedoch 25 bis 30kn Wind und eine hohe unruhige See. Unser Autopilot schaffte dies nicht immer, so mussten wir teilweise mit der Hand steuern. Gegen Morgen erreichten wir die Tasman Island und die Einfahrt zu Port Arthur, an der wir jedoch vorbeifuhren, da wir es vom Landweg aus schon besichtigten. Bis Hobart waren es dann noch ca. 40sm. Erst gegen Abend erreichten wir den Hauptort von Tasmanien und haben uns vor dem Royal Hobart Yacht Club, dem Zielhafen des Sydney-Hobart Races vor Anker gelegt.

Während der Nacht hatten wir bis zu 40kn Wind und es wurde ungemütlich, jedoch hielt unser Anker felsenfest.

Am nächsten Tag fand dann auch im Rahmen der Wooden Boat Show die Parade einiger prächtiger Holzschiffe statt. Wir mischten uns mit der Delphin unter die Teilnehmer, wie so viele andere Boote auch, und begleiteten die Parade ein Stück des Weges. Es war ein wunderschöner Tag mit Sonnenschein und viel Wind. Unter den teilnehmenden Booten erblickten wir auch ein Holzboot aus Dänemark, welches wir bereits in Tonga trafen, die 'Yukon'. Der Besitzer, ein Australier, der das Boot in Dänemark gekauft und dort auch selbst renoviert hatte, hat uns in Nukualofa den Tipp gegeben, wo man gratis Wasser bunkern könne.

Trotz der vielen Darbietungen zum Wooden Boat Festival verloren wir nicht den Blick auf die Wetterkarte. Beim nächsten günstigen Wetter wollten wir nach Neuseeland über die Tasmansee, ca. 950sm bis Bluff.

Bereits am Sonntag sollte das richtige Wetterfenster kommen. Also sausten wir schnell noch zur Behörde (Freitag nachmittag), um eine Ausklarierung für Sonntag zu erhalten. Zunächst hieß es jedoch, dass für heute schon Schluss ist und die Behörde erst wieder am Dienstag (wegen des montägigen Feiertages) tätig wird. Dies wäre für uns ganz schlecht. Wenn sich unsere Abreise verzögern würde, wäre die Gefahr in einen der vielen Südweststürme im Süden von Neuseeland zu laufen, relativ groß. Also müssten wir die nächste Möglichkeit in Hobart abwarten.

Aber nein, man hatte eine Möglichkeit gefunden: Am Sonntag sollte ein großes Kreuzfahrtschiff ablegen, das man auf alle Fälle ausklarieren müsse. Wenn man bei diesem sei, komme man zur Delphin herüber und fertige uns ab. Super gelaufen.

Am Sonntag kamen dann auch fast pünktlich Herr und Frau Zöllner und in wenigen Minuten war alles erledigt und wir sausten die lange Strecke von Hobart in die Tasmansee hinaus mit Hilfe des Gezeitenstroms.

Jedoch gleich in der 1. Nacht riss unsere Genua auf einer Länge von ca. 10m ein. Es blieb daher nichts anderes übrig als mit der kleineren Fock weiter zu segeln. Abgesehen von diesem Mißgeschick hatten wir eine wirklich gute Überfahrt von 8 1/2 Tagen. Der Wind war in den stärksten Böen bis zu 35kn aber ansonsten meist so um die 20, teilweise Halbwind, raumer Wind und viel Vorwind. Die See war an etlichen Tagen recht hoch und auch unruhig. Wir waren jedoch froh, nie einen Sturm gehabt zu haben. Die Sonne hat sich nur selten gezeigt, meist war es bewölkt. In der gefürchteten Foveaux Strait zwischen Neuseeland Süd und Stewart Island hatten wir jedoch wunderschönen Sonnenschein und meist so um die 20 bis 25kn Wind, moderate bis gar keine Welle und Begleitung von vielen Albatrossen, die uns eine kostenlose Flugshow boten.

Wir erreichten Bluff in der Nacht und ueber Funk wies man uns einen Platz zu, den wir aufgrund der Finsternis und unzureichender Beschreibung nicht finden konnten. Wir erhielten jedoch von der Hafenmeisterei Hilfe und so 'leuchtete man uns heim'. Um ca. 4.00 Uhr morgens lagen wir fest neben der Tankstelle.

Trotz der langen Nacht gab es noch eine heiße Dusche an Bord und ein großes Mahl. Am nächsten Morgen, kaum eingeschlafen, wurden wir von Meri geweckt. Meri kümmert sich hier in Bluff und die Küste rauf und runter um die Fischer und auch durchreisende Segler. (Bluff Fishermens Radio) Sie avisierte uns die Behörde, die eine halbe Stunde später an Bord kommen würde, außerdem organisierte sie uns einen Platz, wo wir nach dem Einklarieren bleiben könnten.

Die Einklarierung war wiederum sehr einfach. Wir hatten die Formulare bereits im vorhinein ausgefüllt, dann gab es noch ein paar Fragen und schon waren wir wiederum fertig (unter 30min.). Das wenige noch übrige Gemüse sowie ein Glas Honig, 4 Eier, ein wenig Wurst und Butter mussten wir der Bio-Tante von der Biosecurity abliefern. Sie war super nett, aber auch super gründlich.

Von unserem neuen Liegeplatz aus, war es nicht weit in die nahe gelegene Ortschaft von Bluff. Wir hatten Bluff als Zielhafen in Neuseeland gewählt, weil es der dem Fjordland am nächsten gelegene Einklarierungshafen ist. Bluff ist in ganz Neuseeland bekannt für seine guten Austern. Jedoch die Austernsaison hat noch nicht begonnen und so war es mit frischen Austern nichts. Wir schrieben einige Mails, machten für die bevorstehende Fahrt nach Stewart Island und in das Fjordland die notwendigen Einkäufe von Lebensmitteln, schliefen nochmals richtig aus und fuhren am nächsten Tag mit einem vorhergesagten Nordwind hinaus in die Foveaux Strait. Leider blieb der Nordwind zu Hause und so mussten wir über die spiegelglatte Foveaux Strait motoren in die ca. 15 sm entfernte Ortschaft Oban, der Hauptort von Stewart Island. Bei der Einfahrt in die Bucht hatten wir noch einen Beinahe-Fang eines Lachses. Der Lachs hat es sich jedoch anders überlegt und ist uns im letzten Moment vor dem Einholen auf das Schiff vom Haken gehüpft. Sehr schade, es war ein Prachtexemplar. Später erzählte man uns, dass hier öfter Lachse von der nehe gelegenen Lachsfarm entkommen. Dieser war nicht nur der Lachsfarm entkommen.

Bei unserem geplanten Rundgang durch die Ortschaft kamen wir jedoch nicht weiter wie zum gut besuchten South Sea Hotel, Bar und Restaurant. Das Bier war gut, der Wein reichlich, das Essen hervorragend nach 1 1/2 Stunden Wartezeit und die Gäste unterhaltsam. Es war ein lauer warmer Abend, den wir auf der Terrasse gemeinsam mit vielen blutrünstigen Sandflies genossen. Erich hat auch ca. 1 Woche später noch mit den Folgeerscheinigungen der Sandfly Bisse zu kämpfen.

Aufgrund des hier vorherrschenden Südwestwindes planten wir unsere Fahrt in das Fjordland Neuseelands um die Südwestspitze von Stewart Island, von wo aus wir einen Nordwestkurs Kurs anlegen könnten. Deshalb machten wir uns gleich wieder auf den Weg zum Südwestkap, als wir vom Wetterbericht einen Südwind serviert bekamen. Der blieb jedoch leider aus, sodass es wiederum eine Motorpartie in die von uns gewählte Südbucht von Stewart Island, und zwar zum Port Adventure, Oyster Cove wurde. Auf dem Weg dorthin kam uns wieder eine 'alte Bekannte' entgegen: Die Spirit of New Zealand. Ein alter Dreimaster, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Jugendliche in die Kunst des Segelns einzuweihen und wohl auch um sie von anderen ‘Blödheiten‘ fern zu halten. Wir trafen vor ca. 8 bis 9 Monaten dieses Schiff bereits auf Kawau Island, nahe Workworth auf der Nordinsel Neuseelands.

Bereits um 7.00 Uhr morgens verließen wir die wunderschöne Oyster Cove. Ganz Patagonien like. Die restliche Strecke bis zum Südwest Kap – südlichster Punkt unserer Tasmansee-Rundreise (S 47°17‘) ­- müssen wir leider wieder motoren, dann jedoch geht unsere Rechnung auf und wir können endlich die Segel setzen und es geht Richtung Neuseeland Südinsel, zunächst zum Duskysound. In den diversen Wetterberichten wird immer wieder mitgeteilt, dass wir nördlich der Südwestecke der Südinsel Starkwind in Sturmstärke zu erwarten hätten. Na ja damit haben wir ja gerechnet, dass es hier windet.

Aber es kommt wieder anders als die Wetterfachleute vorhersehen: Wir müssen in einer der windreichsten Gegenden dieser Welt mit dem Motor fahren, weil wir keinen Wind haben. Nach einiger Zeit lichtet sich jedoch die Wolkendecke und es kommt wiederum Wind zum Segeln. Vor Erreichen des Dusky Sounds hatten wir dann doch noch Starkwind so um die 30kn.

Der Dusky Sound empfängt uns mit Kaiserwetter und einem Seehund. Wir befahren einige Kanäle in dem verzweigten Sound und bekommen an einigen Stellen gehörige Windböen von den hohen Bergen ab. Die Natur hier ist wunderschön und aufgrund des Nationalparkstatus unberührt.

Die zur Übernachtung ausgewählte Sportsmen Bay ist durch eine ganz schmale Einfahrt erreichbar und rundherum geschützt. Wir liegen in der kleinen Bucht mit Buganker und einer Landfesten sehr, sehr ruhig und sicher.

Am nächsten Tag, es war bereits der 24.02., das herrliche Wetter ausnutzend, fuhren wir ein Stück weiter nach Norden und machten uns für die Nacht in der ebenfalls sicheren und rundum von starken Winden geschützten Stick Cove mit dem Anker und zwei Landleinen fest. Auf dem Weg hierher in der Acheron Passage begegnete uns ein großes Kreuzfahrtschiff, wir sind also doch nicht alleine hier unterwegs.

Die wunderschöne Stick Cove wurde uns nach einem Landausflug in den Regenwald von unzähligen Sandfliegen verleidet. Man hat gegen diese blutsaugenden kleinen Biester kaum eine Chance. Alle noch so guten Repellents geben angesichts der Milliarden an Angreifern w.o.

Auch wir geben w.o. und verlassen am nächsten Tag diesen Ort. Wir fahren die Acheron Passage hoch Richtung Tasmansee. Wir sind jedoch auch hier nicht alleine, diesmal allerdings in wesentlich angenehmerer Begleitung: eine große Schule an Delphinen begleitet uns und wir erfreuen uns an ihrem Spiel mit unserer Bugwelle. Übermütig springen sie das ein ums andere Mal Spiralen drehend durch die Luft. So oft wir nun bereits Delphine beobachten konnten, wir werden niemals müde ihrem Treiben zuzusehen.

Den nächsten Fjord, den wir anlaufen, ist der Dagg Sound. Er ist nicht ganz so lange aber trotzdem herrlich. Wir folgen seinem Lauf bis zum südlichsten Zipfel und werfen dort in Mitten einer von allen Winden geschützten Bucht unseren Anker. Wir verließen auch hier für einen Ausflug in den Wald das sichere Innere unseres Schiffes und handelten uns prompt wieder einige Sandfliegenstiche ein. Aber die Schönheit des unberührten Waldes mit seiner vielfältigen Pflanzenwelt sowie den unterschiedlichsten heimischen Vögeln entschädigten dafür. Weiters fanden wir viele Fährten von hier angesiedeltem Rotwild, das wir leider nicht zu Gesicht bekamen, jedoch in der Ferne röhren hörten.

Bevor wir das Fjordland verlassen, wollen wir Anfang März noch u.a. den wohl bekanntesten Fjord, den Milford Sound besuchen. Er liegt ca. 60 sm nördlich von hier und werden wir in unserer sicheren Bucht im Dagg Sound die nächsten südlichen Winde, um nach Norden zu segeln, abwarten. Laut Wetterprognose, die wir vom lokalen Wetterdienst der Maritime Radio, dem Netz von 'Winfried' sowie den Gribfiles, die wir über Funk von Airmail erhalten, soll Anfang März der Wind für uns passend auf Süd drehen. Irgendeiner dieser Wetterdienste wird wohl das Passende für uns haben ....