Mai 2013
Im Mai 2013 besuchten wir viele der wunderschönen Inseln und Ankerplätze Neuseelands in der Nähe von Auckland, die wir letztes Jahr nur vom Hören-Sagen kannten und die uns immer wieder wärmstens empfohlen wurden.
Bevor wir jedoch auf diese Entdeckungsreise gehen konnten, galt es noch einige Dinge zu erledigen:
- Ein schon längst fälliges neues Bimini wurde bestellt und montiert
- das Getriebe am rechten Motor wurde ebenso repariert wie der
- Kompressor der Schiffshupe
- der Impeller bei der Generatorpumpe wurde ausgetauscht
- der Großeinkauf für die nächsten Wochen erledigt
- der Antrag auf Verlängerung der Visa bei der Immigration eingebracht
- die Aktualisierung der Homepage wurde vorgenommen
- div. Korrespondenz via Internet erledigt etc. etc.
Am Vorabend unserer Abreise aus Auckland verabschiedeten wir uns von Tom und Brenda mit einem zünftigen Schweinsbraten-Essen.
Am 11.05. machten wir dann die Leinen los und segelten gemeinsam mit Horst und Karen auf ihrer Segelyacht 'Flow' von Auckland zur nahe gelegenen Waiheke Island. Die Crew der Flow plante bereits seit langem den Weg in den Norden bis Whangaroa. Da wir die gleiche Route hatten, bot sich eine gemeinsame Reise an.
Den ersten Stopp legten wir in der Rocky Bay ein, wo Horst bei seinem Yacht Club uns den dort errichteten Platz zum Trockenfallen organisierte und reservierte. Dieser war ideal zum Reinigen des Unterwasserschiffes, zumal gegen ein geringes Entgelt auch eine Druckwasseranlage sowie Strom zur Verfügung stand.
Somit war auch dies erledigt und nun stand wirklich nichts mehr einem Weg in den Norden entgegen. Wirklich nichts? Oh doch, da war noch das Wetter. Die Winde in den Norden waren wieder einmal nicht vorhanden oder von gegenan, sodass wir noch einige Tage warten mussten. Diese nutzten wir, um uns nochmals mit Marion zu treffen, lange Spaziergänge zu machen und die bereits ersehnte Visaverlängerung per Internet entgegen zu nehmen. Zwischen der 'Flow' und der 'Delphin' hatte sich eine abwechselnde Einladung zum Abendessen etabliert, bei der u.a. auch jeweils Pläne für die nächsten Tage geschmiedet und Wetterberichte ausgetauscht wurden.
Am Vorabend unserer Abreise aus Waiheke, besuchte uns noch Tom aus Auckland, Horst's Sohn, mit seinem Speedboat. Wir verbrachten in seinem Haus auf Waiheke, mit dem herrlichen Ausblick auf die Rocky Bay, einen wunderschönen gemeinsamen Abend.
Bevor wir am 16.05. endgültig die Rocky Bay verließen, brachte uns Tom noch schnell vom Bäcker frisches Brot, und zwar 'richtiges' Brot aus Sauerteig, nicht das hier allerorts übliche Toastbrot.
Wir segelten an diesem ersten Tag jedoch lediglich ein kleines Stück weiter zu einer ebenfalls zu Waiheke gehörenden Insel (Rotoroa Island), auf der sich eine Alkoholentzugsanstalt befindet. Wir blieben daher sicherheitshalber auf unseren Schiffen!
Bereits einen Tag später nahmen wir den Weg zur Coromandel Halbinsel in Angriff. Der Himmel war bedeckt, zwischendurch immer wieder etwas Regen, aber günstiger Wind. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir die Woolshed Bay im SW von Coromandel Peninsula. In diesem Gebiet verbrachten wir einige Tage. Wir besuchten u.a. auch die Nahe gelegene Ortschaft Coromandel Town, die bei Niedrigwasser auf dem Seeweg noch nicht einmal mit unserem Dingi erreichbar ist. Die Ortschaft ist sehr hübsch mit ihren alten, kleinen Holzhäuschen, gepflegten Gärten und zahlreichen kleinen Geschäften.
Einen weiteren Ausflug machten wir mit dem Dingi zu einer der umliegenden kleinen Inseln(Rat Island), die wir bei Niedrigwasser zu viert zu Fuß umrundeten. Ohne vorhandenen Weg oder Trampelpfad war es nicht immer einfach über die zerklüfteten Felsen mit ihren messerschafen Zacken und spitzen Muscheln zu klettern. Dennoch genossen wir diese Abwechslung und schließlich schafften wir es alle vier wieder unverletzt zu unseren Dingis zu kommen. D.h. fast unverletzt: Erich als unverbesserlicher und passionierter Barfußgeher hatte eine spitze Muschel übersehen, die ihm eine kleine Schnittwunde auf der Fußsohle zufügte. Diese verheilte jedoch rasch wieder.
Am 23.05. entschlossen wir uns gemeinsam nach längerem Hin.- und Her die Coromandel Peninsula zu verlassen und zur ca. 35sm entfernten Great Barrier Island zu segeln. Es war Starkwind angekündigt, jedoch die Richtung sollte für uns passen.
Nach einem sehr rauhen Ritt auf einer aufgewühlten See mit starken Winden bis zu 35kn erreichten wir nach Sonnenuntergang die geschützt liegende Bucht von Smokehouse Bay auf Great Barrier Island. Wir waren überrascht am Ankerplatz so viele Boote vorzufinden: neben der 'Flow' lagen hier viele Motorboote, einige Segler und auch unser alter Bekannter, der Dreimaster 'Spirit of Newzeland'.
Das Besondere an dieser Bucht ist nicht nur, dass sie sehr geschützt liegt, an Land hat ein Seglerfreund eine kleine Badehütte errichtet mit Dusche und Badewanne. Das Wasser kann jeder für sich mittels eines außerhalb angebrachten kleinen Ofens erhitzen. Weiters gibt es eine Hütte zum Räuchern von Fischen (daher der Name der Bucht), sowie einen Platz zum Entzünden eines Lagerfeuers.
Am folgen Morgen, als wir aus unserer Koje gekrochen kamen, hatte Horst als Frühaufsteher bereits den Ofen in Betrieb genommen und ein schönes Feuerchen gemacht, um für uns alle heißes Wasser für die Dusche zu machen. Super!
Wir lernten hier u.a. Bill kennen, der auf seinem Betonboot 'Good News' lebt. Horst und Karen waren bereits seit längerem mit ihm bekannt. Bill ist ein großartiger Fischer und teilt auch gerne seinen Fang. So bekamen wir noch am selben Nachmittag einige herrliche fangfrische Snappers von ihm. Beim gemeinsamen Dinner erzählte er uns dann einige Details seiner interessanten Familiengeschichte. Sein Ur.- Urgroßvater kam aus England zu den Chatham Islands, wo er zwei Walfangstationen leitete und eine maorische Prinzessin heiratete. Besonders stolz ist Bill darauf, dass seine Vorfahren lesen und schreiben konnten, was ja damals nicht unbedingt üblich war und viele als Analphabeten nach Neuseeland kamen. Er behauptete auch, dass er ein Testament besitze von seinem Ur.- Urgroßvater und ihm von rechts wegen die gesamten Chatham Islands gehören würden. Na ja, fest steht jedenfalls, dass Bill es versteht mit seiner Erzählkunst, die er von seinen maorischen Vorfahren übernommen hat, sein Publikum zu fesseln und außerdem, daß er sehr hilfsbereit sowie trinkfest ist.
Nachdem wir auf Great Barrier Island wiederum etliche Tage verbrachten, haben wir diese und jene Bucht besucht u.a. die winzige Ortschaft Port Fitzroy, die einen nur am Wochenende geöffneten Yacht Club mit Restauration besitzt sowie eine winzige Bücherei, ein Informationshäuschen und ein Geschäft, in dem man alles für das tägliche Leben und vieles darüber hinaus erhält. Die wenigen Bewohner sind sehr nett und bleiben gerne stehen um einige Worte mit uns zu wechseln, zumindest aber werden wir von jedem freundlich gegrüßt.
Auf der gesamten Insel von Great Barrier Island gibt es zahlreiche Wanderwege in den unterschiedlichsten Längen, von einigen Stunden bis zu einigen Tagen. Wir begaben uns natürlich auch auf ein paar davon. Aber als Segler und dementsprechend des Wanderns nicht so geübt, begnügten wir uns mit den kürzeren Wegen, die ebensoviel Landschaft, Flora und Fauna boten.
Während dieser Tage auf Great Barrier Island hatten wir unterschiedliche Wetterbedingungen: von herrlich warm und windstill bis Starkwind und Temperaturen unter 10Grad.
Eine dieser Starkwindphasen erwischte uns aus der 'falschen' Richtung, sodass wir auflandig und vom felsigen Ufer nicht weit entfernt lagen. Um 01.30 morgens bemerkten wir dies und sahen auch auf der 'Flow' Licht. Wir gingen Anker auf, wollten wieder rüber zur Smokhouse Bay, drehten jedoch nach kurzer Zeit wieder um, da es schien, dass auch dort starke Böen in die Bucht hineinstanden und wir außerdem ein ungutes Gefühl hatten, ob trotz gegenteiliger Behauptung von Horst dieser nicht doch Hilfe nötig haben würde.
Als wir zurückkamen, warfen wir den Anker vom Ufer deutlich weiter entfernt als zuvor und bemerkten Horst und Karen, die gerade ihren Zweitanker ausbrachten. Bei einem kurzen Gespräch erfuhren wir, dass Karen am Schiff gestürzt war und sich böse am linken Ellbogen verletzt hatte. Nachdem wir wieder gut vor Anker lagen, fuhr Erich mit dem Dingi zu den Beiden. Da für niemand ersichtlich war, ob der Wind nicht drehen würde, wollte Horst doch lieber seinen auflandigen Ankerplatz verlassen und so war Erich's Hilfe dann sehr angebracht. Die Flow verließ nach dem Aufholen der beiden Anker noch in der selben Nacht die Bucht und fuhr in die etwas ruhigere Smokhouse Bay.
Karen als toughe (taffe) Seglerin hatte noch einige Tage Schmerzen, die sie jedoch tapfer schluckte. Wir alle waren froh, dass sie sich nichts gebrochen hatte.
Amerikaner, die wir ebenfalls hier in der Smokehouse Bay kennen lernten, fuhren am nächsten Tag rüber in die kleine Ortschaft Port Fitzroy und boten uns an, etwas Gemüse mitzubringen. Bei ihrer Rückkehr sahen wir, dass deren Dingi am Heck merkwürdig in die Luft ragte. Erich folgerte richtig, dass sie sich die Dingileine beim Ankern eingefahren hatten. Nachdem es Donald auch nach einer Stunde nicht gelungen war, sein Dingi wieder zu befreien, boten Erich und Horst ihm seine Hilfe an. Er meinte jedoch, dass er es alleine schaffen werde. So fuhren die beiden weiter zu Bill, der mit seiner 'Good News' am Grid, d.h. an den Pfählen lag, die zum Festmachen der Schiffe errichtet wurden, um bei Niedrigwasser trocken zu fallen. Bill wollte sein Unterwasserschiff reinigen und zwei Schichten Antifouling auftragen. Erich und Horst halfen ihm dabei, die Wasserlinie wieder akkurat anzubringen.
Nach getaner Arbeit war Don noch immer mit seinem Dingi beschäftigt. Erich schlüpfte daher in seinen Taucheranzug und machte seinen Freediver (Tauchkompressor, mit dem der Taucher über einen Schlauch mit Luft versorgt wird) startklar, packte ihn in sein Dingi und fuhr rüber zu Donald. Nach kurzer Zeit hatte Erich die Dingischnur vom Propeller abgeschnitten und gelöst. Dabei stellte er fest, dass auch noch eine zweite dünnere Schnur um den Probeller gewickelt war. Damit hatte er sich das Gemüse, das die beiden, Donald und Cathleen, von Port Fitzroy mitbrachten, verdient.
So vergingen die ruhigen und doch immer wieder mit Action angereicherten Tage auf Great Barrier Island.