Februar 2014
Die Fahrt von Kieta bzw. Arawa, Papua Neu Guinea (PNG), wo wir vergeblich versuchten einzuklarieren, wurde eine Nachtfahrt, meist unter Motor. Am frühen Morgen erreichen wir die Passage zwischen Bougainville und Buka Island, wo an der Südseite Buka liegt.
Uns begegneten einige Kanus und viele, viele kleine offene Aluminiumboote mit starkem Außenbordmotor. Diese Boote übernehmen den Transfer zwischen den beidene Inseln und sind permanent unterwegs.
Einer dieser Wassertaxifahrer kam längsseits und zeigte uns auf unsere Frage einen guten Ankerplatz. Dieser befindet sich in einer Abzweigung der Hauptpassage und liegt zwischen Bougainville und der kleinen und schmucken Insel Sohano. Ebenso wie in der großen Passage gibt es hier einen starken Strom von 4 bis 5kn. Wir lagen jedoch mit Bug.- und Heckanker sehr gut. Die Taxiboote zischten den ganzen Tag an uns vorbei und anscheinend machte man einen Sport daraus, so knapp wie möglich die Delphin zu passieren.
Für die Überfahrten nach Buka bedienten wir uns ebenfalls dieser sehr preiswerten Taxis, die uns direkt an Bord abholten.
Unsere Ankunft in Buka war am Samstag, so gingen wir als erstes wiederum zur Polizei, um uns zu melden. Zufälligerweise war auch der Immigrationsbeamte anwesend, der für einige Monate dienstlich unterwegs war, u.a. auch in den Solomon Islands. Er erledigte die Formalitäten und schickte uns weiter zum Zoll, der aber erst am Montag erreichbar war. Auch die Dame von der Quarantäne fertigte uns in einigen Minuten, ohne Schiffsbesichtigung, ab. Dies alles ohne auch nur einen Cent zahlen zu müssen.
In Buka selbst hatten wir gute Versorgungsmöglichkeiten. Die Betelnuss-Spuckerei ist auch hier allerorts sichtbar. Aufgrund Schulbeginns waren die Straßen voller Menschen. Alle grüßten freundlich und viele sprachen uns an. U.a. auch ein 'netter' Mann, der uns schließlich fragte, ob wir nicht Waffen für Gold für ihn aus Buka schmuggeln würden. Wir lehnten dankend ab. Bei unserem kurzen Aufenthalt in den Shortland Islands an der nördlichen Grenze zwischen Solomon Islands und PNG wurden wir bereits darauf hingewiesen, dass es zwischen den Ländern einen regen Waffen.- Drogen.- und Mineralien Schmuggelverkehr gäbe.
Zunächst fanden wir keine Möglichkeit, um eine Internetverbindung zu bekommen. Bis wir eines Tages das nahe an unserem Ankerplatz gelegene Hotel 'Sohano Oceanview' Hotel besuchten. Der Eigentümer ist halb PNG/halb Schweizer und spricht deutsch. Ralph ist sehr, sehr nett und zeigte uns sein wunderschönes, erst neu eröffnetes Hotel. Er hat eine hübsche Frau Judith und zwei entzückende kleine Mädchen, die bereits gut englisch sprechen. Ralph bot uns in seinem gut klimatisierten Hotel Internet an und verwöhnte uns während wir über den Computern schmachteten mit Getränken und Kuchen. Außerdem hat er in seinen Tiefkühltruhen noch Schweizer Schokolade und einen Marzipanstollen, den er uns dann zum Abschied schenkte.
Nach einigen Tagen gehen uns allmählich die Taxiboote auf die Nerven und wir beschlossen, wiederum abzureisen. Zuvor mußten wir noch ausklarieren und einkaufen. Das konnten wir relativ rasch erledigen, nachdem die Stromversorgung, die für einige Zeit ausgefallen war, wiederum funktionierte.
Wir wollten bis Kapimarangi, das bereits zu den 'Federated States of Micronesia', kurz FSM, gehört. Wir veranschlagten eine Reisedauer von ca. 8 Tagen.
Bei dieser Überfahrt hatten wir wiederum alles: kleine Regenfronten (Squalls) mit heftigen Winden bis Sturmstärke und starken Regen, zwischendurch Flauten und langsames Vorwärtskommen, dann wiederum herrliches Segeln mit 15kn Halbwind, kaum Welle.
Wir wurden begleitet von Delphinschulen, sahen immer wieder Wale, auch einen ganz neugierigen, der uns längere Zeit begleitete und uns sehr nahe kam.
Die Frischfisch Versorgung klappte ebenfalls und wir erfreuten uns an einigen Gelbflossen Thunfischen. Diese trösteten uns auch über den Verlust eines großen MahiMahi (Goldmakrele). Dieser war bereits an Bord, aber er war schneller als mein Skipper und flutschte unter der Reling wieder zurück ins Wasser.
Immer wieder konnten wir große Baumstämme, Äste, Kokosnüsse und leider auch viel Plastik an uns vorbeischwimmen sehen. Diese Ströme von Treibgut waren teilweise so dicht, dass es hin und wieder am Rumpf rumpelte.
In den herrlichen, sternklaren Nächten beobachtete ich immer wieder das 'Kreuz des Südens' und dachte an die wundervolle Zeit zurück, die wir im Südpazifik verbrachten.
Am 13.02.2009 um 16.45 Uhr haben wir die Äquatorüberquerung von Nord nach Süd gemacht und auf den Tag genau am 13.02.2014 um 20.30 Uhr haben wir den Äquator zum 2. Mail überquert, dieses Mal von Süd nach Nord. Also 5 Jahre später. So ein Zufall! Wie damals hatten wir auch diesmal keinen Wind und starken Schwell.
Am 15.02. sahen wir dann Kapimarangi in der Ferne. Der Wind legte dann immer mehr zu, je näher wir kamen. Schließlich hatten wir ca. 35kn und schlechte Sicht bei Regen. Wir wussten, dass die Einfahrt zu diesem Atoll ziemlich schmal und nicht tief ist. Durch die Wetterbedingungen also ein ziemliches Risiko. Nachdem die Front diesmal größer und länger anhaltend sein würde, entschlossen wir uns, hier nicht zu halten und bis Chuuk durchzufahren. Wie wir später von anderen, die zu diesem Zeitpunkt in der Lagune waren, hörten, war dies die richtige Entscheidung.
Kurz vor Chuuk hatten wir dann sehr unruhige, hohe konfuse Wellen, Bullriding auf See.
Ich war daher froh, als wir am Morgen in die Chuuk Lagoon einfahren. Wir nehmen die SO-Einfahrt, die wegen der nahen Riffe nur bei guter Sicht zu empfehlen ist.
Die Ankunft im Hafen von Weno erfolgte ungefähr um 15.30 Uhr bis 16.00 Uhr. Die Behörden meldeten sich am Funk nicht. Wir gingen längsseits an die Pier, wo uns Hafenarbeiter beim Anlegen halfen und sogleich die Behörden verständigten.
Kurze Zeit später werden wir regelrecht von diesen überfallen: Es erschienen gleichzeitig 1 Zollbeamter, 2 Beamte von der Einwanderungsbehörde, 1 Quarantänemensch sowie der – nicht mehr ganz nüchterne – Hafenkapitän. Alle drängten in die Delphin und schauten sich teilweise im ganzen Schiff um. Der Zoll wollte es genau wissen und ich musste auch viele der Schapps öffnen.
Die erforderliche Reiseerlaubnis, die im vorhinein zu besorgen ist, konnten wir nicht aufweisen. Wir konnten jedoch beweisen, dass wir diese rechtzeitig – ca. 1 Monat vor Ankunft – beantragten und so ist dies auch kein Problem. Der ganze Spaß kostete uns jedoch ca. US$ 250,00 inkl. overtime Gebühr, die alle kassierten. Trotz dieses Überfall artigen Erscheinens, waren alle sehr nett und die Einklarierung erfolgte problemlos.
Am nächsten Tag verlegten wir uns auf Wunsch des Hafenmeisters auf den Ankerplatz vor dem Truk Stop Hotel. Seit unserer Ankunft regnete es ununterbrochen in Strömen. Bei der Straße durch den Ort wurde vor zwei Jahren die Oberschicht abgetragen, um einen Kanal zu verlegen. Die Arbeiten wurden jedoch dann eingestellt und die Straße hat nunmehr eine Mond ähnliche Krateroberfläche, die durch den derzeitigen Dauerregen gut mit Wasser aufgefüllt ist. Die vielen Autos bewegen sich in Schritttempo.
Als wir uns am zweiten Tag trotz des bereits mehrfach erwähnten starken Regens an Land wagen – der Appetit auf ein Steak war dann doch größer – trafen wir im Truk Stop Hotel auf Matthias aus der BRD. Er arbeitet für einige Monate hier in Chuuk in einer Schule an einem Exxelprogramm, das der Schulleitung in Zukunft hilft, die Verwaltungsaufgaben einfacher zu erledigen. Er arbeitet weitgehend ohne Bezahlung.
Matthias ist ein sehr netter Kerl und er lädt uns für den nächsten Tag zu einer kleinen Inselrundfahrt mit seinem Auto ein. Wir begannen beim Flughafen, mit seinem modernen Gebäude, und fuhren dann weiter die Küstenstraße entlang. Dabei konnten wir feststellen, dass es noch zahlreiche bewohnte Steinhäuser gibt mit schönen verzierten in Stein gehauenen Balkongeländern aus der Zeit, wo Chuuk (damals noch Truk) zu Deutschland gehörte. Man sieht aber auch, dass seit dieser Zeit nichts mehr gemacht wurde. Wie überall in Chuuk: Alles ist im Begriff zu verfallen und mit dem Ort scheint es eher bergab als bergauf zu gehen. Die Amerikaner, als vorherige Hausherren, zahlen jedes Jahr Millionen an FSM. Wo das Geld in Chuuk verschwindet kann man nur ahnen.
Die vielen Menschen, die uns begegneten, sind jedoch fröhlich und freundlich und erstaunlich gut gekleidet, wenn man sieht zwischen welchem Abfall und Dreck sie leben. Zumeist sehen wir junge Leute und Kinder. Die Lebenserwartung dürfte nicht sehr hoch sein. Was uns in Anbetracht des nass-feuchten Klimas und der feuchten Häuser auch nicht wundern würde.
Nach diesem interessanten Ausflug in die Welt der Einwohner, besuchten wir mit Matthias noch das Blue Lagoon Resort, die Welt der Touristen: Sauber, gepflegt und Südseeidylle.
Dort steigen hauptsächlich auch die Tauchtouristen ab, die in der Regel für eine Woche hierher kommen, wo sie täglich3 bis 4 Tauchgänge absolvieren in der von hauptsächlich japanischen und auch einigen amerikanischen Kriegsrelikten strotzenden Lagune.
Wir luden Matthias ein, sich die Delphin anzusehen. Bei seinem Besuch war gerade starker Wind und die Delphin schaukelte ein wenig. Dies reichte Matthias jedoch bereits, um nach 5 Minuten festzustellen, 'das ist nichts für mich', klettert wieder an die Pier und wir unterhalten uns dort weiter.
Nach ca. 5 Tagen schien es, dass sich ein Wetterfenster auftat, um nach Guam weiter zu reisen. Wir meldeten uns bei den Behörden ab, die uns wiederum ein paar Dollar abnahmen und verließen Chuuk an einem sonnigen Tag bei gutem Wind und schönem Segeln.
Am nächsten Morgen sahen wir jedoch in der neues Wettervorhersage, dass sich zu unserem Ankunftszeitpunk in Guam auch ein Taifun mit ca. 50 bis 60kn nähert. Diesen mochten wir nicht unbedingt begegnen und so 'bogen wir nach rechts' ab, zu den Hall Islands, wo wir vor der kleinen Insel Nomwin ankerten und eine wundervolle Zeit verbrachten, trotz Taifun im Genick.....