März 2014
Noch bevor wir den Anker geworfen hatten vor der Insel Nomwin (Hall Islands), näherte sich uns ein Boot mit Außenborder, in dem sich einige Männer befanden. Wir fragten um ihre Erlaubnis, hier zu ankern, die uns umgehend erteilt wurde. Der Fahrer rief uns zu, dass er seine Männer an Land bringen würde und dann zurück kommt.
Bruce kam dann tatsächlich nochmals und stellte sich als Vizebürgermeister der Insel vor. Er erzählte uns, dass ca. 400 Menschen hier leben würden. Wir konnten dies kaum glauben, da die Insel nicht größer als 1,5sm lang und ca. 0,5sm breit ist. Für den nächsten Tag lud er uns zu einer Inselbesichtigung ein und bot auch an, uns abzuholen.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit erschien Bruce mit einem jungen Mann, Jerson, und sie brachten uns an Land. Dort trafen wir auf viele Menschen u.a. dem Bürgermeister, Bruce Eltern und Geschwister, seine Frau samt Kindern sowie den bereits 90jährigen, noch sehr agilen Chief des Dorfes. Es gibt eine katholische sowie eine evangelische Kirche, eine Schule sowie einen Basketballplatz. Die Bewohner treiben mit den Früchten der Lagune Handel mit der Hauptstadt von Chuuk, Weno. Sie fahren diese Strecke von ca. 55sm über das offene Meer mit ihren kleinen offenen Booten. Durch ein Funkgerät können sie zwar eine Wettervorhersage abrufen, dennoch ist die Überfahrt jedes Mal ein Wagnis und so fahren sie aus Sicherheitsgründen zumeist mit zumindest zwei Booten.
Der Taifun, der Guam erreichen sollte, drehte nach Süden weg, dafür hat sich ein weiterer in unserer Nähe gebildet. Er streifte uns in der Lagune mit ca. 35kn bis 40kn, sein Zentrum lag ca. 200sm nördlich von uns und zerstörte einige Häuser und fällte einige Bäume auf einer ca. 90sm entfernten Insel. Wir und die Einwohner von Nomwin hatten somit Glück. Dieser Taifun bescherte uns jedoch einen um einige Tage längeren Aufenthalt in diesem wunderschönen und von den Wellen geschützten Atoll.
Wir wurden von den Bewohnern, hauptsächlich Bruce und seiner Familie, mit allem möglichen versorgt: wir bekamen Fisch, Hummer, Krabben, ein extra für uns geschlachtetes und gerupftes Huhn, Kokosnüsse, Taro (eine Art Kartoffelknolle), geflochtene Strohhüte, Schmuck, gefertigt aus Muscheln und Schildkrötenpanzer und ein Sonntagskleid. Wir revanchierten uns mit diesem und jenem. Am meisten Freude hatten die Bewohner jedoch mit den Bildern, die wir von ihnen machten und gleich an Bord ausdruckten. Bruce genoss sichtlich den einen oder anderen Sundowner, zu dem er regelmäßig eingeladen wurde.
Wir verbrachten eine wundervolle Zeit hier bei den Menschen von Nomwin Island, besuchten mit ihnen den Sonntagsgottesdienst sowie ein Schulfest, bei dem das ganze Dorf mit machte und alle Spaß hatten.
Eines Tages kam nach einem nächtlichen Fischzug das Boot des Bürgermeisters zu uns und zeigte uns stolz den Fang der Nacht: Es war eine große Riesenschildkröte. Uns tat das Tier leid, jedoch ist es eine der wenigen Möglichkeiten der Bewohner, zu Geld zu kommen. Dies ist keine alltägliche Sache und man versicherte uns zudem, dass es in der Lagune sehr viele Schildkröten gäbe.
Leider ging auch diese Zeit vorbei und wir mussten von den neu gewonnen Freunden wieder Abschied nehmen.
Der Törn nach Guam war relativ flott, da wir guten Wind und auch Strom mit uns hatten. Wir meisterten die ungefähr 500sm in 4,5 Tagen. Trotzdem schafften wir es nicht, noch bei Tageslicht anzukommen. Nach Kontakten mit der US Coast Guard und dem Hafenkapitän erhielten wir die Erlaubnis im Hafenbecken zu ankern zwischen zwei großen Frachtschiffen. Die Tiefe im Hafenbecken beträgt ca. 30 bis 40m. Am uns zugewiesenen Ankerplatz im 'Middle Harbour' ist die Wassertiefe jedoch nur 13m, also für uns wesentlich angenehmer. Wegen der 30 bis 35kn Wind, brachte Erich 2 Anker aus. Nachdem diese unten waren und das Ankermanöver abgeschlossen, meldete sich am Funk ein Pilotboot und bat uns doch ein paar Meter weiter nach vorne zu fahren. Er würde gerade mit einem großen Frachter reinkommen und könnte dann leichter passieren. Ich erklärte ihm, dass die Anker bereits unten wären und ein Aufholen ca. ½ Stunde dauern würde und endete mit eine 'sorry for that'. Danach war es auch okay, dass wir blieben und der Tanker hatte keine Probleme an uns vorbei zu kommen.
Nach einer wegen des Starkwindes etwas unruhigen Nacht, meldeten wir uns wieder beim Hafenkapitän, wegen des Einklarierens. Dieser teilte mit, dass wir zum Yacht Club rüberfahren sollten, dort Anker werfen und wenn alles klar wäre, würden bereits die Beamten an Land auf uns warten. Zuvor sollten wir noch warten, bis das 'military unit' – gemeint hat er das U-Boot – an uns vorbei wäre und wir sollten unbedingt einen Abstand von zumindest 100m halten. Kein Problem, bis unsere Anker oben waren, war das 'unit' bereits längst verschwunden. Sie haben uns aber mit angeschlagenen Maschinengewehren stets im Auge behalten.
Vor dem Yacht Club angekommen, sahen wir eine rotes Segelschiff Marke ‚Reinke‘, die 'Freydis' vor Anker liegen. Diese gehört Heide und Erich Wilts aus Deutschland. Wir haben von Heide 4 ihrer Bücher an Bord und trafen sie erstmals in Salzburg 2006 bei einem ihrer Vorträge.
Nachdem wir, wiederum bei Starkwind ankerten und uns vergewisserten, dass der Anker halten würde, wurde das Dingi fertig gemacht und wir fuhren an Land. Diese ganze Prozedur dauerte ca. 1 Stunde, sodass die 3 Beamtinnen ziemlich lange auf uns warten mussten. Nichts desto trotz waren sie sehr freundlich. Zoll und Quarantäne war schnell erledigt. Die Dame von der Immigration stellte jedoch – anscheinend auch zu ihrer Überraschung – fest, dass wir als Segler ein Visum bräuchten, und zwar von einer Botschaft und das sogenannte ESTA, eine Art vereinfachtes elektronisches Visum, nur bei Anreise per Flugzeug genüge. Die Strafe bei Zuwiderhandeln wäre pro Person über US$ 500,00. Nachdem dies jedoch das erste Mal war, dass wir hier ohne gültigem Visum einreisten, kamen wir mit einer Verwarnung davon. Sie besorgte in ihrem Büro ein 'Visum on Arrival' und brachte uns dies noch am selben Nachmittag wieder vorbei und alles okay, wir können 6 Monate bleiben. Uff, noch mal Glück gehabt.
Jetzt ist natürlich klar, dass wir auch für Alaska ein Visum brauchen. Wir fragen gleich nach und wollen es hier beantragen. Wir erhalten jedoch die Antwort, dass dies nicht möglich sei, wir könnten dies nur in Ponpei (FSM) oder Japan machen. Dort wären die nächstgelegenen US Botschaften. Kaum zu glauben. Aber da Japan ohnehin auf unserer Route liegt ist dies kein Problem für uns.
Im Yacht Club gibt es eine WiFi Verbindung rund um die Uhr, Duschen und Freitag und Sonntag auch einen Barbetrieb mit einer kleinen Speisekarte.
Die Stadt ist einige Kilometer entfernt, sodass die billigste Art und Weise hier ein Mietfahrzeug ist. Diese und mehr Informationen erhielten wir von Bob, der ebenfalls hier auf einem Schiff lebt und sich um den Yacht Club und ankommende Yachten kümmert.
Bereits am nächsten Tag bestellten wir ein Mietfahrzeug und wir besuchten die Stadt. Unglaubliche 6 bis 8 Fahrspuren und jede Menge Verkehr, Geschäfte, Supermärkte, Einkaufszentren. Ich gestehe, ich genieße diesen Trubel nach der langen Zeit in der ursprünglichen und wenig zivilisierten Südsee.
Die Insel hat eine herrliche Küstenlandschaft in ihrem Süden und ein bergiges Hinterland. Guam hat ca. 150.000 Einwohner, sehr unterschiedlicher Herkunft: Es gibt viele Filippinos bzw. Asiaten, Amerikaner und auch dunkelhäutige Südseeinsulaner. Dazu kommen jede Menge Japaner, die Guam auf einen Kurztripp besuchen und hier alles einkaufen was gut und teuer ist. So wundert es nicht, dass es hier einige Einkaufszentren mit den teuersten Markenwaren der Welt gibt mit so klingenden Namen wie zB Prada, Kenzo, Breitling, Rolex, Gucchi etc.etc.
Nach fast 14 Tagen hier in Guam und nachdem wiederum alles aufgefüllt wurde, wie Diesel, Wasser, Lebensmittel sowie alle notwendigen Wartungs.- und Reinigungsarbeiten am Boot erledigt sind, freuen wir uns bereits auf die Weiterfahrt nach Japan. Japan, von dem ein jeder, der es bereits bereiste, uns davon vor schwärmte.