März 2015:
Es wurde nach nunmehr fast 4 Monaten, in denen die Delphin in Poulsbo 'überwinterte', Zeit, sie wieder zu bewegen. Unsere erste 'Ausfahrt' ging zum Nachbarsteg, wo wir Diesel bunkerten und eine kleine Hafenrundfahrt anschlossen. Ja auch wir waren so weit, von hier Abschied zu nehmen.
Unsere Lebensmittelvorräte wurden in Silverdale in einem Großmarkt wieder aufgestockt und
bereits am darauf folgenden Tag, es war Freitag der 13.03. starteten wir so gegen 10.00 Uhr. Nicht nur, dass es der 13. war, es war noch dazu Freitag, wo uns doch von Anfang an von 'erfahrenen' Seglern eingebläut wurde, den Hafen niemals an einem Freitag zu verlassen. Das bringe Unglück! Ob das nun gut gehen würde?
Aber schon beim Verlassen des Hafens stellten wir fest, dass der Strom mit uns war (das hat nichts mit Glück oder Unglück oder Freitag zu tun, sondern Erich hat gute Arbeit geleistet und die Gezeitentafel sehr genau studiert!).
Nach einigen Stunden erreichten wir unseren Ankerplatz, wo wir die nächsten 2 Tage bleiben wollten, da Regen und Sturm angesagt waren. Wir kannten die Bucht – Port Madison - bereits von unserem Aufenthalt im September. Wir lagen von allen Seiten gut geschützt vor einer sehr kleinen Marina, die noch im Winterschlaf lag.
Der angekündigte Regen kam dann auch, der einige Böen bis zu unserer sicheren Bay sandte.
Am 16.03. setzten wir unsere Fahrt raus aus Amerika fort. Den für diese Nacht von uns ausgewählten Ankerplatz vor der historischen Stadt Townsend, erreichten wir größtenteils motorend.
Von hier aus sollte unser nächster Stopp bereits in Kanada, Victoria, sein. Zunächst vergewisserten wir uns, ob wir zwecks Ausklarierung aus den USA noch einen amerikanischen Hafen mit Zoll anlaufen müssten. Die telefonische Auskunft vom Zollbeamten in Friday Harbor lautete, dies sei NICHT notwendig. Wir müssten uns nur bei der EINREISE beim Zoll melden. Auf meine Frage, ob auch keine telefonische Abmeldung notwendig sei, wurde auch dies verneint. Im letzten Jahr bei unserer Ausreise aus Alaska, mussten wir uns zumindest telefonisch abmelden.
Als wir dann am 17.03. soweit waren, dass wir die Grenze passieren würden, meldeten wir uns trotzdem nochmals beim Zoll im Friday Harbour. Und siehe da: diesmal war ein anderer Beamter am Apparat und bat uns höflich aber bestimmt, doch bei ihm persönlich vorzusprechen, damit er unsere Unterlagen kontrollieren könne. Also doch!
Macht nix, wir haben es ja nicht eilig und das Wetter ist auch gut. Im Friday Harbor wurde dann eine offizielle Ausklarierung vorgenommen und man wünschte uns eine gute Reise. Also Ciao Amerika, auf nach Kanada!
Vorerst jedoch noch eine Übernachtung (dies haben wir mit dem Beamten noch ausgehandelt), wir wollen ja nicht, dass die Beamten in Kanada in der Nacht arbeiten müssen und uns womöglich dafür eine Gebühr abnehmen.
Am 18. März erreichten wir nach einem kurzen Törn mit anfangs viel Strom später viel Gegenstrom, Victoria, die englischste Stadt Kanadas, wie man so sagt.
Das Einklarieren war wie bei jenem in Prinz Rupert im September 2014: Zunächst an den Zollsteg, dort das installierte Telefon für einen Anruf beim Zoll benutzen. Per Telefon wurden dann sämtliche Angaben über Schiff, Besatzung und Ladung abgefragt und dann wurden wir gebeten, an Bord bleibend, auf einen ihrer Beamten zu warten.
Nach kurzer Zeit kamen zwei junge sehr nette Beamte an den Steg. Der Name des jungen Mannes, der aus seinem Namensschild hervorging war 'Schachtel'. Auf meine Frage erklärte er, dass er deutsche Vorfahren habe. Es war nur gut, dass seine Kollegin einen anderen durchaus kanadischen Namen führte. Na es wär auch egal gewesen, sie war auch noch sehr jung, wäre also keine 'alte Schachtel' gewesen.
Wie dem auch sei, beide Beamte wollten noch nicht einmal zu uns auf das Boot und haben ein paar kurze Fragen gestellt und uns dann offiziell einreisen lassen.
Wir legten uns diesmal nicht in die Marina genau vor dem riesigen Empress Hotel, sondern etwas weiter stadteinwärts, in die Wharf Street Marina.
Aufgrund der langen Zeit in Poulsbo hatten wir jedoch keine Lust, wiederum länger in einer Marina zu liegen und blieben nur drei Tage. Wir besuchten dieses Mal das oben bereits erwähnte Empress Hotel, wirklich imposant und beeindruckend. Wir suchten auch das Royal British Columbia Musem auf, ein sehr schönes, anschauliches historisches und völkerkundliches Museum. Wir sahen auch noch die derzeit laufende Ausstellung von preisgekrönten Naturfotografien. Das Museum ist jedenfalls einen Besuch wert und nicht nur, um die Zeit bei Regenwetter tot zu schlagen.
Zum Abschluss unseres Aufenthaltes trafen wir uns mit Larry und Anne Marie, die wir ebenfalls von unserem letzten Besuch in Victoria kannten. Die beiden leben schon sehr viel länger als wir auf ihrem Schiff und haben auch schon so ziemlich alles bereist. Gemeinsam suchten wir ein fantastisches Indisches Restaurant auf und verbrachten einen sehr informativen und lustigen Abend.
Vielleicht treffen wir die Beiden nochmals, weiter im Norden. Sie wollten zumindest bis zur Nordspitze von Vancouver Island.
Wie geplant verließen wir am 21. März Victoria und blieben für die nächste Nacht in der Canoe Bay, die nur bei ruhigem Wetter als Ankerplatz zu empfehlen ist. Die ohnehin recht kleine Bucht wird durch viele private Bojen noch enger.
Am 22.03. kamen wir dann gegen Nachmittag in der Montague Bay vor der Insel Galiano an. Wir ankerten vor der saisonbedingt noch geschlossenen Marina.
Da wir hier vom letzten Jahr Kate und Larry kannten, nahmen wir wiederum Kontakt auf. Kate schrieb uns, dass sie beide derzeit nicht auf der Insel seien, wir aber ihren alten Jeep benutzen dürften und auch die Dusch.- und Waschräume ihres Hauses. Das war wiederum super nett von Kate und ihrem Mann.
Galiano Island ist ca. 27km lang und an der breitesten Stelle 6km. Sie besteht aus sehr dichtem Wald und hat ca. 1000 Einwohner im Sommer, derzeit ca. 400. Es gibt einige Straßen, einige Geschäfte, Lokale, einen Fährhafen und auch eine tägliche Verbindung mit einem Wasserflugzeug zum nahe gelegenen Vancouver.
Aber für mich am interessantesten war die relativ große Population von Hirschen und Rehen. Aber wie es sich für eine kleine Insel gehört, sind es auch nur kleine Hirsche und Rehen. Die Größe kann man sich in etwa vorstellen, wie die von Ziegen. Also richtig putzig. Es müssen so viele sein, da man sie obwohl sie sehr scheu sind, dann und wann am Straßenrand stehen sieht. Sie haben hier keine natürlichen Feinde und durch den dichten Urwald sowie das milde Klima hervorragende Lebensbedingungen. Leider ist mir bis jetzt noch kein Foto gelungen. Ich bin aber noch immer auf der Pirsch!
Wir wollen bis nach Ostern hier bleiben und fahren dann hinüber nach Vancouver.